Süddeutsche Zeitung

Weggehen:Anwohner regen sich über nächtlichen Lärm am Gärtnerplatz auf

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Sie beschweren sich allerdings weniger über die Feiernden selbst als vielmehr über Musikanlagen und Verstärker.

Von Birgit Lotze, Ludwigsvorstadt/Isarvorstadt

Der Gärtnerplatz ist nachts beliebt und belebt: Geburtstagspartys werden dorthin verlegt, der Platz ist fester Anlaufpunkt für Junggesellenabschiede. Ein Großteil der Anwohner des Gärtnerplatzes leidet unter den Partyrunden im Sommer auf dem Platz. Bei einer Umfrage des Allparteilichen Konfliktmanagements in München (Akim) Ende August bewertete mehr als die Hälfte der Teilnehmer die nächtlichen Feiern als störend bis unerträglich, wie jetzt bekannt wurde..

Als Lärmverursacher werden offenbar weniger die feiernden Menschen empfunden, sondern die Musikanlagen, Verstärker und Instrumente, die einige mitbringen. Insgesamt, so der Gesamteindruck der Anwohner, die auf die Fragen antworteten - von gut 200 Fragebögen erhielt Akim 27 zurück - hat der Lärm in den vergangenen Jahren zugenommen.

Trotzdem haben sie offenbar für die Feiernden Verständnis, auch darauf deutet die Akim-Umfrage hin: Die große Mehrheit der Befragten sagt, öffentliche Plätze zum Feiern für junge Leute seien notwendig. In Gesprächen wurden unterschiedliche Interessen der Anwohner deutlich: Einige wohnen gern im vertrauten Viertel, wollen nachts schlafen, andere eine über die Stadtgrenze bekannte Feierkultur leben.

Akim ist Ansprechpartner für Anwohner und Feiernde und seit einigen Jahren von Mai bis August in schönen Wochenendnächten und vor den Feiertagen auf dem Gärtnerplatz unterwegs. Die Sozialarbeiterinnen arbeiten in Zweierteams - soweit erforderlich von 23 bis 4 Uhr - und halten die Besucher dazu an, auch auf den Ruhebedarf der Anwohner zu achten. Die erste Sommerhälfte war in diesem Jahr verhältnismäßig kühl und regnerisch, da hatte Akim wenig zu tun. Das änderte sich im Juli. In einigen Nächten seien mehr als 1000 Menschen auf dem Gärtnerplatz gewesen, sagt Brigitte Gans vom Sozialreferat, die die städtischen Konfliktmanager koordiniert. Während des Gärtnerplatzfestes in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli wurden sogar 1800 Besucher gezählt.

Bei den Akim-Einsätzen sei die Atmosphäre friedlich gewesen, sagt Brigitte Gans. Viele Besucher hätten sich aufgeschlossen gezeigt. Doch die Konfliktmanager haben festgestellt, dass das Müllproblem - auch die Verschmutzung stört die Anwohner sehr - nicht gelöst ist. Die Abfalleimer am Platz seien zu klein oder zu wenige, das habe sich besonders in warmen Nächten gezeigt, wenn viele Besucher da waren. Eine Ursache sei vermutlich, dass deutlich mehr Plastikbecher, auch aus den umliegenden Bars, auf dem Platz in Umlauf gewesen seien. Ungestapelt nähmen diese viel Volumen ein. Schon deshalb seien die Müllbehälter oft schnell überfüllt.

Wesentlich entspannt hat sich offenbar erstmals das jahrelang immer wieder diskutierte Problem des Urinierens an Hauswände. Die Stadt hat über den Sommer mobile Toiletten aufgebaut, die nach Beobachtung des Akim-Teams von Männern wie von Frauen stark genutzt wurden. Auch wurden heuer weit weniger Platznutzer beim wilden Bieseln beobachtet. Auch seien die Geruchsspuren in Hauseingängen, Einfahrten und an den Wänden deutlich zurückgegangen.

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Quelle:
SZ vom 03.11.2016
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