Süddeutsche Zeitung

Warnstreik im öffentlichen Dienst:Kitas bleiben am Freitag geschlossen

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Von Melanie Staudinger, München

Die städtischen Kindertagesstätten werden an diesem Freitag vermutlich zu einem großen Teil geschlossen bleiben. Die Gewerkschaft Verdi ruft die Beschäftigten im Erziehungs- und Sozialdienst zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Betroffen sind alle kommunalen sozialen Einrichtungen sowie die Kinderbetreuung in der Stadt München sowie die Kitas in Olching und Germering (Landkreis Fürstenfeldbruck) und die Einrichtungen des Kreisjugendrings München-Land. "Ich empfehle den Eltern direkt in der Einrichtung nachzufragen, ob sie am Freitag offen oder geschlossen ist. Das ist die sicherste und zuverlässigste Informationsquelle", erklärt Heinrich Birner, Verdi-Geschäftsführer für München und die Region.

Das empfiehlt auch das Bildungsreferat, das für die 419 städtischen Kitas zuständig ist. "Wir wissen nicht, wo genau gestreikt wird", sagt eine Sprecherin. Väter und Mütter sollen aber rechtzeitig mit einem Brief informiert werden, der in den Einrichtungen verteilt wird. Eltern sollten sich, wenn möglich, gegenseitig helfen und eine Ersatzbetreuung organisieren. Wer keine Alternative habe, könne sich an die Kita-Leitung wenden, die bei der Suche nach einem Ausweichplatz in einer anderen Einrichtung helfen könne. "Allerdings sollten Eltern ihre Kinder keinesfalls ohne Absprache einfach in eine andere Tagesstätte bringen", sagt die Sprecherin. Weitere Informationen finden sich auf der Internetseite des Bildungsreferats.

"Kein Sozialbürgerhaus muss schließen"

Das Sozialreferat rechnet hingegen nicht mit großen Einschränkungen in seinen Einrichtungen. Die Sozialbürgerhäuser, in denen etwa Sozialpädagogen arbeiten, hätten normal geöffnet, sagt ein Sprecher. Ungeachtet des Streiks gebe es ohnehin einen Notdienst, man könne also flexibel reagieren. "Kein Sozialbürgerhaus muss schließen", sagt der Sprecher. Bürger müssten daher auch mit ihren Anliegen nicht zu Hause bleiben, sondern könnten zu den Öffnungszeiten vorbeikommen.

Anlass des Warnstreiks sind die Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst. Verdi fordert, die Sozial- und Erziehungsberufe aufzuwerten. Darunter fallen nach Auffassung der Gewerkschaft neben Erziehern und Kinderpflegern auch die Leitungskräfte der Kitas, Kindheitspädagogen, Sozialpädagogen, Heilpädagogen und Heilerziehungspfleger. Die fachlichen Anforderungen an die Beschäftigten seien in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen, sagt Merle Pisarz, zuständige Gewerkschaftssekretärin bei Verdi. Die Kinderbetreuungseinrichtungen seien längst keine "Aufbewahrstationen" mehr. Sie hätten einen umfangreichen Auftrag in der frühkindlichen Bildung. Das müsse sich endlich auch in der Bezahlung niederschlagen.

Streik findet am Equal-Pay-Day statt

Berufe im Sozial- und Erziehungsdienst würden außerdem überwiegend noch von Frauen ausgeübt. "Wenn die gleichwertige Bezahlung von Frauen und Männern kein Sonntagsgeschwätz in Talk-Runden bleiben soll, dann muss die Politik jetzt mit der Bezahlung der Arbeit im Sozial- und Erziehungsdienst anfangen", sagt Pisarz. Es sei kein Zufall, dass der Streik am Equal-Pay-Day stattfinde.

Nicht zum Streik aufgerufen sind die Mitarbeiter der Wohlfahrtsverbände wie der Arbeiterwohlfahrt (AWO) oder des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK), kirchlicher Träger wie der Caritas oder der Diakonie sowie sämtlicher freier Träger. Ihre Kindertagesstätten haben regulär geöffnet. In den Tarifverhandlungen für die Sozial- und Erziehungsdienste will Verdi für durchschnittlich zehn Prozent mehr Gehalt und eine gerechtere Eingruppierung etwa von Einrichtungsleitungen kämpfen.

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SZ vom 18.03.2015
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