Süddeutsche Zeitung

Trachtenumzug:Das grüne Band der Sicherheit

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Auch beim Trachtenumzug herrschen in diesem Jahr besondere Regeln. Nur eines gilt für fast alle: Der Regen sorgt für nasse Füße

Von Andreas Schubert

Sollte jemand in fernen Zeiten die historischen Aufnahmen vom Trachtenumzug 2016 analysieren, wird er sich vielleicht fragen: Was waren das nur für hübsche grüne Bändchen an den Taschen und Körben, die von den Frauen getragen wurden? Vielleicht wird der Historiker der Zukunft mutmaßen, dass es sich um eine Art Symbol gehandelt hat. War das grüne Bändchen links angebracht, hätte das bedeuten können, dass die Frau noch zu haben war. War das Bändchen aber rechts, war die Botschaft: Finger weg, verheiratet! Dass auch Männer vereinzelt Taschen mit den Bändchen trugen, könnte der Wiesnhistoriker so deuten, dass ja am ersten Wiesnsonntag immer "Gay Sunday" in der Bräurosl war.

Der Forscher wird womöglich eine Abhandlung über die Bräuche im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts schreiben und dafür von anderen Wissenschaftlern über den grünen Klee gelobt werden. Denn darauf, dass das Bändchen in Wahrheit ein Security-Check-Band war, damit keiner der Trachtler irgendwelche gefährlichen Dinge auf die Theresienwiese schmuggelt - darauf wären weder der Historiker noch seine Kollegen jemals gekommen.

Aber es war so: Bei der Aufstellung an der Maximilianstraße musste sich jeder Trachtler mit Tasche in diese hineinschauen lassen. Die Waffen der Gebirgsschützen indes interessierten seinerzeit, im längst vergangenen Jahr 2016, niemanden. Das haben die Schützen zumindest auf Nachfrage behauptet.

Andere Trachtler wiederum betonten übereinstimmend, das mit der Kontrolle ihrer Körbchen und Täschchen sei schon so in Ordnung gegangen. Das diene ja der allgemeinen Sicherheit. So marschierten sie im Jahr 2016 wieder durch die Stadt gen Festgelände, Spielmannszüge, Schützenvereine, Blaskapellen und Trachtengruppen, zum Teil auch aus anderen Bundesländern und dem Ausland. Sieben Kilometer Fußmarsch hatten die 9000 Mitwirkenden hinter sich zu bringen, ihre zum Teil auf die Tracht abgestimmten Schirme brachten bei dem Nieselregen aber auch nur wenig. Immerhin hatten die meisten ihre wertvollen Fahnen mit Plastik gegen das Wasser geschützt.

Okay, nicht alle bekamen nasse Füße: Mit dabei waren auch das Münchner Kindl Viktoria Ostler (zu Pferd), Oberbürgermeister Dieter Reiter und Ministerpräsident Horst Seehofer (jeweils in der Kutsche). Vorneweg ritt eine Pferdestaffel der Polizei, mittendrin marschierten Feuerwehrleute. Letztere waren angesichts des 150. Jubiläums der freiwilligen Feuerwehr München mit von der Partie. Der Historiker wird sich angesichts des Auflaufs von Einsatzkräften wahrscheinlich denken: Mann, der Zug war aber gut gesichert. Und die Bändchen - ach, was waren die hübsch!

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Quelle:
SZ vom 19.09.2016
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