Süddeutsche Zeitung

Infos für den Großraum München:Was Sie zum Großstreik am Montag wissen müssen

Lesezeit: 3 min

Streiks bei der Bahn, der MVG und am Flughafen: Aber fährt wirklich gar nichts mehr? Worauf müssen sich Pendler einrichten? Wie lange dauert das Ganze? Die wichtigsten Antworten.

Von Tom Soyer

Wer an diesem Montag mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit will, eine Zug- oder Flugreise geplant hat, wird von einem bundesweiten Großstreik ausgebremst: Die Gewerkschaft Verdi hat zum Warnstreik im öffentlichen Dienst aufgerufen, hinzu kommt ein Aufruf zum Warnstreik der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). Was muss man dazu wissen, welche Vorhersagen gibt es für den Großraum München, wie umfassend wird der Verkehr stillgelegt werden? Nachfolgend die wichtigsten Antworten.

Worum geht es bei diesem Streik?

Ziel der beiden Gewerkschaften ist es, in den aktuellen Tarifauseinandersetzungen deutlich höhere Gehälter als Inflationsausgleich durchzusetzen. Bundesweit haben die beiden Arbeitnehmervertretungen 2,5 Millionen Bedienstete im öffentlichen Dienst sowie 230 000 Beschäftigte im Eisenbahnsektor aufgefordert, die Arbeit niederzulegen.

Worauf müssen sich Pendler einrichten?

Wer am Montag im Großraum München zur Arbeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren will, hat ein massives Problem: Die Beschäftigten der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) sollen von Montag, 3.30 Uhr, bis Dienstag, 3.30 Uhr, streiken. Betroffen davon sind U-Bahnen, Tram und Busse. Die MVG erwartet, dass es "in München zu erheblichen Einschränkungen bei U-Bahn, Bus und Tram kommen" werde. Dabei geht die MVG davon aus, dass von den Bussen etwa die Hälfte der Fahrzeuge fahren kann, da die Kooperationspartner nicht bestreikt werden. Gemeinsam mit ihnen werde "ein 20-Minuten-Takt auf allen Linien angestrebt". Der CityRing 58/68 sowie der ExpressBus X30 entfallen.

Wie an den vorangegangenen zwei Streiktagen Anfang März werde bei U-Bahn und Tram der Betrieb zunächst stillstehen und je nach Anzahl der dienstbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Leitstelle und im Fahrdienst "gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt aufgenommen". Das werde kurzfristig entschieden, je nach Streikbereitschaft. Die MVG hat außerdem schon einmal vorsorglich die Priorität festgelegt, wo der Betrieb am Nachmittag wieder aufgenommen werden solle. Bei der U-Bahn ist das die Linie U6 zwischen Garching-Forschungszentrum und Klinikum Großhadern, bei der Tram die Linie 20, die zwischen Moosach und Stachus verkehrt.

Wo gibt es aktuelle MVG-Informationen?

Die MVG informiert am Streiktag laufend über die aktuelle Betriebslage auf www.mvg.de und auf Facebook. Auch in der App "MVG-Fahrinfo München" und auf Twitter finden Fahrgäste Infos, ebenso über die elektronischen Anzeigen und Durchsagen.

Außerdem berichten wir in einem Live-Blog über die aktuellen Ereignisse am Streik-Montag in München.

Wie sieht es bei der S-Bahn München aus?

Auch die von der Deutschen Bahn betriebene S-Bahn ist massiv vom Warnstreik betroffen - und arbeitet mit einer ähnlichen Prognose wie die Münchner U-Bahn: Am Vormittag werde überhaupt nichts gehen, je nach Streikbeteiligung sei am Nachmittag die Wiederaufnahme eines Not-S-Bahnbetriebes möglich. Detailliertere Vorhersagen gibt es dazu von der Bahn nicht. Das könne alles erst am Montag entschieden werden, je nach arbeitsbereitem Personal.

Fahren die Regionalbusse?

Vom Warnstreik ist auch der Betreiber vieler Regionalbuslinien in der Region, die Regionalverkehr Oberbayern GmbH (RVO), betroffen. So weit Linien von anderen Kooperationspartnern bedient werden, sollen diese regulär fahren. Fahrauskunft dazu im Internet: www.dbregiobus-bayern.de

Wie steht es mit dem Bahn-Fernverkehr?

Die Bahn hat ihren Fernverkehr für Montag, 27. März, wegen des EVG-Warnstreiks ganztägig komplett eingestellt.

Bleiben nur Auto oder Fahrrad?

Ja, so sieht es aus. Wer sich fürs Auto entscheidet, kann sich auf ein außergewöhnlich dichtes Verkehrsaufkommen gefasst machen in München. Und wer das Rad nimmt, auf mieses, nasskaltes Wetter mit Regen und eventuell sogar Schneeregen. Zu empfehlen sind daher: Warme Bergschuhe, Handschuhe, Helm mit Regenüberzug, Regenponcho, wasserdichte Taschen, trockene Wechselklamotten, Schokolade, heißer Tee...

Ist der Flugbetrieb eingestellt?

Der Münchner Flughafen ist noch stärker vom Verdi-Warnstreik betroffen, dort sind bereits seit Sonntag die Gepäckabfertigung und die Sicherheitsdienste lahmgelegt - was zum völligen Stillstand führt. Das bleibt auch an diesem Montag so. Alle regulären Passagierflüge sind gestrichen, lediglich medizinisch notwendige Flüge oder technisch erforderliche Landungen werden abgewickelt in einem Notprogramm. "Es ist sehr ruhig hier", sagte eine Sprecherin der Münchner Flughafengesellschaft FMG am Sonntagmittag. Lediglich vereinzelt seien Passagiere gekommen. Einige Reisegruppen würden von ihren Reiseveranstaltern mit Bussen an andere Flughäfen umgeleitet. Betroffen sind in München insgesamt gut 1500 Verbindungen und etwa 200 000 Passagiere. Noch vor der zweitägigen Betriebsruhe kam es darüber hinaus bereits am Samstagabend zu Annullierungen an Deutschlands zweitgrößtem Flughafen: Aufgrund eines Software-Ausfalls seien rund 40 Flüge gestrichen worden, sagte eine FMG-Sprecherin. Darüber hinaus habe es zahlreiche Verspätungen gegeben.

Warum ist der Streik legal?

Streik ist ein von der Verfassung geschütztes Grundrecht. Artikel 9 Absatz 3 im Grundgesetz erlaubt dieses Mittel zur Durchsetzung von Tarifforderungen, und zwar sowohl als Warnstreik wie auch als Vollstreik.

Ist auch die Schifffahrt betroffen?

Der aktuelle Warnstreik gilt auch der Schifffahrt - die Seenschifffahrt am Starnberger See, Ammersee und Staffelsee hat aber noch Winterpause. Am Staffelsee startet die Saison am 1. April, an den anderen beiden Seen am 9. April.

Weitere Streikfolgen

Der Warnstreik wird massive Folgen haben. Überraschender Indikator, neben allen bekannten Warnungen aus der Verkehrsbranche: Das Münchner Feinkosthaus Dallmayr hat am Montag ohne nähere Angabe von Gründen "wegen des Warnstreiks" geschlossen.

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