Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft:Mit Farbpatronen gegen die Automatensprenger

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Nach einer Serie von Aufbrüchen rüstet die VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg sämtliche Geldautomaten nach, um die Täter abzuschrecken. Das kostet mehrere hunderttausend Euro.

Von Michael Berzl, Starnberg

Etwa 500 Mal im Jahr schlagen Automatensprenger in Deutschland zu. Sie gehen skrupellos vor, richten oft immensen Schaden an, um an Bargeld zu gelangen, und gefährden mitunter auch Menschenleben. Auch im Landkreis Starnberg gab es bereits einen Fall. Die Vorstände von Banken sind alarmiert: Sie wehren sich vor allem mit technischen Vorkehrungen gegen die Straftäter und investieren dafür viel Geld. So seien etwa sämtliche Automaten der VR-Bank Starnberg-Herrsching-Landsberg mittlerweile mit Farbpatronen ausgestattet. Das berichtete Vorstandsmitglied Konrad Hallhuber bei der Präsentation der aktuellen Geschäftsentwicklung am Donnerstag. Und das ist noch lange nicht alles.

Die VR-Bank betreibt nach eigenen Angaben 37 Geldautomaten in ihrem regionalen Geschäftsgebiet. Sämtliche Standorte seien einer Risikoanalyse unterzogen worden, sagte Hallhuber. Die Nähe zu einer Autobahn spiele dabei etwa eine Rolle, oder ob sich der Tresor in einem bewohnten Gebäude befindet. Schließlich soll vermieden werden, dass Menschen zu Schaden kommen. Deswegen werde auch überlegt, Automaten nicht mehr in Gebäuden einzubauen, sondern etwas entfernt aufzustellen. Auch werde überlegt, Filialen nachts komplett abzusperren. Der Nachteil: Die Automaten wären dann auch für Kunden nicht mehr zu erreichen.

Im Fall einer Sprengung des Automaten werden eingebaute Farbpatronen bei hohem Druck ausgelöst und machen die Geldscheine unbrauchbar, indem sie eingefärbt oder miteinander verklebt werden. Damit mögliche Täter das auch wissen, seien entsprechende Schilder angebracht worden - mit Hinweisen, die auch in osteuropäischen Sprachen verfasst seien. Laut VR-Vorstand Hallhuber wurden in die Nachrüstung etwa 300 000 Euro investiert.

Diese Sicherheitsvorkehrungen wurden ausgelöst durch eine ganze Diebstahlserie, bei der insgesamt Sachschaden in Millionenhöhe angerichtet wurde. In Weßling etwa wurde im November 2022 der Tresor in einem Container der Kreissparkasse gesprengt. Bei der Beute soll es sich um einen fünfstelligen Betrag handeln. Der Schaden belief sich laut Landeskriminalamt (LKA) auf etwa 80 000 Euro. Die Kreissparkasse München-Starnberg-Ebersberg hatte bereits kurz nach dieser Tat Konsequenzen gezogen: SB-Geschäftsstellen mit Automaten in Gilching, Inning und Percha wurden geschlossen.

Inzwischen sind insgesamt 16 Tatverdächtige gefasst, die überwiegend aus den Niederlanden und aus Belgien stammen. Doch andere machen weiter: Im März wurden Automaten in Kaufering im Nachbarlandkreis Landsberg am Lech und in Gammelsdorf (Kreis Freising) gesprengt.

Der gute alte Sparbrief ist wieder da

Dafür ist im laufenden Betrieb ein Stück Normalität zurückgekehrt. "Nach acht Jahren das erste normale Geschäftsjahr", sagte VR-Vorstandsvorsitzender Thomas Vogl rückblickend. Gemeint ist damit vor allem: Es gibt wieder Zinsen, und das hat vielerlei Auswirkungen. Kunden interessieren sich wieder mehr für langfristige Wertpapiere und schichten ihr Kapital um. Bei der VR-Bank mit einer Bilanzsumme von gut drei Milliarden Euro geht es bei den neuen Anlagen um ein Volumen von 400 Millionen. Die Bank legt nach eigenem Bekunden großen Wert auf Sicherheit, Risiken würden gemieden. So gibt es jetzt auch wieder eine Anlage mit einem Namen, der geradezu altbacken und bieder klingt: der Sparbrief, der je nach Laufzeit bis zu drei Prozent Zinsen bringt.

Die Vorstände der Genossenschaftsbank legen außerdem Wert auf eine Art Heimatverbundenheit in geschäftlichen Angelegenheiten. Immer wieder betonten sie auch beim Jahrespressegespräch die Verwurzelung in der Region. Und die soll noch gestärkt werden, indem die Banken um weitere Mitglieder werben, die mit Anteilen beteiligt sind. Derzeit sind es 28 500 Genossen; im vergangenen Jahr sind 1000 dazugekommen. Ziel sei es, dass die Hälfte der Kunden auch Mitglieder werden, kündigte Cyrus Ahari aus Machtlfing an, der seit diesem Jahr dem Vorstand angehört; das wären dann 40 000. Die haben zumindest mittelbar echtes Mitspracherecht. Mitte Mai findet in Pöcking die nächste Mitgliedervertreterversammlung statt.

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