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Volksbegehren Artenvielfalt:Starnberg ist der bienenfreundlichste Landkreis in Bayern

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Die Region erreicht mit 27,7 Prozent die höchste Beteiligung. In Utting haben sich sogar fast 40 Prozent der Wahlberechtigten eingetragen. Alle Gemeinden im Überblick:

Von Armin Greune, Starnberg

Große Freude bei den örtlichen Unterstützern des Volksbegehrens für die Artenvielfalt: Im Landkreis Starnberg gelang es, mehr Unterzeichner zu mobilisieren als in allen übrigen Landkreisen und Städten Bayerns. 27,7 Prozent, also deutlich mehr als ein Viertel aller Wahlberechtigten fanden in den vergangenen zwei Wochen den Weg in die Rathäuser, um sich in die Listen einzutragen. In den benachbarten Gemeinden war die Zustimmung teilweise noch größer: Utting liegt nach den vorläufigen Zahlen vom Mittwochabend im landesweiten Vergleich der Kommunen auf Rang drei, Weßling nimmt den sechsten Platz ein.

Mit Fug und Recht lässt sich also das Fünfseenland als Hochburg der Bienen-, Insekten und Wildblumenfreunde bezeichnen. Diese Tendenz war auch schon am Ergebnis der an Landtagswahl vor vier Monaten abzulesen, als die Grünen im Kreis Starnberg mit 26,5 Prozent der Stimmen das beste Ergebnis aller bayerischen Landkreise erzielten - und in Utting mehr als 35 Prozent der Wähler grün wählten. Ähnlich hoch lagen die Anteile in Weßling und Wörthsee, die auch beim Volksbegehren die vorderen Plätze unter den Kommunen des Landkreises Starnberg einnehmen.

Hinter Spitzenreiter Polling - das ja auch nicht weit vom Fünfseenland entfernt ist - folgt in der Rangliste der Beteiligung Stettfeld in Unterfranken. In der Gemeinde trugen sich 46 Prozent der knapp 1000 Wähler ein. Bei der Landtagswahl votierten aber nur zehn Prozent für die Grünen und im Stettfelder Gemeinderat ist die Öko-Partei gar nicht vertreten.

Das ist im Fünfseenland anders: "Wir hatten hier gute Strukturen, um die Kampagne voranzutreiben", sagt Kerstin Täubner-Benicke. Die Grünen-Kreisvorsitzende ist Mitinitiatorin und Sprecherin des Aktionsbündnisses auf Kreisebene und hat schon zu den Volksbegehren gegen das Freihandelsabkommen CETA und gegen Flächenfraß viele Stimmen in Starnberg gesammelt. Am herausragenden Erfolg des aktuellen Plebiszits seien aber längst nicht nur die Grünen-Ortsverbände beteiligt gewesen, sagt Täubner-Benicke. Allein in Gauting hätten etwa 30 Freiwillige jeglicher Couleur im Aktionsbündnis "super zusammengearbeitet". Jetzt komme es darauf an, zum Volksentscheid über das neue Naturschutzgesetz "die Bauern mit einzubeziehen, aber nicht hinter unseren Forderungen zurückzubleiben". Auch die Stockdorfer Landtagsabgeordnete der Grünen, Anne Franke, ist "zuversichtlich, dass mehr Bauern diesen Weg mit uns gehen."

Auf den Starnberger Kreisbauernobmann darf sie dabei aber nicht zählen: Georg Zankl kann nach wie vor im Gesetzesentwurfstext des "oberflächlichen und plakativen" Volksbegehrens nichts Positives finden - sondern nur "zusätzliche Vorschriften, die wir ohnehin schon zum Teil erfüllen". Lediglich der Vorschlag, Bürgern gegen Aufwandsentschädigung Patenschaften für Blühwiesen anzubieten, sei "eine Lösung, mit der ich durchaus leben könnte". Der hohe Zuspruch für den Artenschutz im Fünfseenland habe nichts mit Versäumnissen der Landwirte dort zu tun, sondern läge daran, "dass wir sehr viele Zugezogene und Besserverdiener haben", ist Zankl überzeugt.

Manfred Hederer, Präsident der Deutschen Berufsimker, sieht das anders: Die Menschen im Fünfseenland seien insgesamt besonders stark mit Heimat, Landschaft und Umwelt verbunden. "Da hat über Jahrzehnte eine Sensibilisierung für Bienen und Natur allgemein stattgefunden", sagt das CSU-Mitglied, das vor 70 Jahren an den Ammersee kam und im Uttinger "Tal des Lebens" lebt. Wo er seit zehn Jahren keine Nachtigall mehr gehört hat: "Es hat sich hier viel verändert, man sieht ja, was im Fünfseenland alles weggeholzt oder totgemulcht wird." Hederer begrüßt den Erfolg des Volksbegehrens ausdrücklich und ist zuversichtlich, dass auch die CSU das Signal verstanden hat. Er sei bereits von der Staatsregierung zu einem Gespräch in der nächsten Woche eingeladen worden, wo er hofft, im Sinne der Imker Impulse setzen zu können.

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SZ vom 15.02.2019
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