Süddeutsche Zeitung

Starnberger Westumfahrung für den Verkehr freigegeben:40 Stunden mehr vom Leben

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Bei der Eröffnung der neuen Entlastungsstraße rechnet Bauamtsleiter Uwe Fritsch vor, wie viel Zeit Autofahrer künftig pro Jahr sparen.

Von Peter Haacke, Starnberg

Eine "überaus lästige Lücke" im regionalen Straßennetz Starnbergs ist nun auch offiziell geschlossen: Mit einem Festakt ist am Montagvormittag die 5,9 Kilometer lange und insgesamt 16,1 Millionen teure Starnberger Westumfahrung nach drei Jahren Bauzeit durch das Staatliche Bauamt Weilheim für den Verkehr freigegeben worden. Rund 200 Gäste begleiteten die Veranstaltung nördlich von Hadorf, darunter Bundestagsabgeordneter Michael Kießling und Landtagsabgeordnete Ute Eiling-Hütig (beide CSU), Landrat Karl Roth, Altlandrat Heinrich Frey, Altbürgermeister Ferdinand Pfaffinger, Vertreter der Nachbargemeinden, zwei Drittel des Starnberger Stadtrates sowie Bürgermeisterin Eva John. Die Stadt hatte bereits am Samstag dort ein Bürgerfest gefeiert.

Die neu gebaute Westumfahrung Starnberg und der Ausbau der Kreisstraße STA 3 bei Mamhofen zwischen der Gautinger Waldkreuzung und dem Verkehrskreisel Söcking schließt die Lücke im überörtlichen Straßennetz. Mit der Freigabe "steht den Verkehrsteilnehmern eine leistungsfähige Staatsstraßenverbindung zwischen der Autobahn A 96 und der Bundesstraße 2 zur Verfügung", sagte Uwe Fritsch, Leiter des Staatlichen Bauamts. Gleichzeitig werden Starnberg sowie die Ortsteile Hadorf, Perchting und Söcking, aber auch die Pöckinger Ortsteile Aschering und Maising von Verkehr entlastet. Laut einer Prognose sollen mit Fertigstellung des Starnberger B2-Tunnels bis zu 8300 Fahrzeuge auf der Staatsstraße 2069 neu unterwegs sein.

Fritsch erinnerte in seiner Ansprache an die Projekthistorie: Erste Überlegungen für eine Nord-Süd-Verbindung von der A 96 bei Gilching bis zur Staatsstraße 2070 bei Söcking hatte es bereits 1982 gegeben. Zwar scheiterte seinerzeit das Raumordnungsverfahren, "aber die Idee lebte weiter", sagte Fritsch. Mit Baubeginn der Ortsumfahrung Ober-/Unterbrunn rückte auch die Starnberger Westumfahrung wieder in den Fokus. 2009 erklärte sich die Stadt Starnberg bereit, das Projekt nach Gautinger Vorbild als Staatsstraße in kommunaler Sonderbaulast zu realisieren: "Aus heutiger Sicht eine sehr gute und vorausschauende Entscheidung des damaligen Bürgermeisters Ferdinand Pfaffinger und des Starnberger Stadtrats", sagte Fritsch. Denn ohne die Entscheidung der Stadt, einen finanziellen Eigenanteil in Höhe von 2,6 Millionen Euro zu tragen, "gäbe es heute wohl keine Verkehrsfreigabe".

Fritsch rechnete vor: Durch das neue Teilstück sparen Autofahrer aus Tutzing, die zur A 96 möchten, rund fünf Minuten Fahrzeit; das seien für Pendler zehn Minuten pro Tag. In einer Woche summiere sich das auf eine knappe Stunde, auf ein Arbeitsjahr hochgerechnet ergäbe sich somit eine Zeitersparnis von nahezu 40 Stunden. Fritsch bedankte sich ausdrücklich bei den beteiligten Baufirmen. Insbesondere der Transport von 400 000 Kubikmeter Erdmaterial beim Bau der Grünbrücke, das teilweise für den Erdwall bei Mamhofen wiederverwendet wurde, sei ein "Kraftakt" gewesen. Die erforderliche Lastwagen-Karawane habe eine theoretische Länge von 500 Kilometern gehabt. Fritsch verwahrte sich gegen die Unterstellung, der Freistaat habe sich seiner Verantwortung für Radfahrer entzogen; Wille und Mittel für Radwegebau seien durchaus vorhanden gewesen. Konkret sei der Bau eines Radweges trotz intensiver Verhandlungen an den betroffenen Grundeigentümern gescheitert, die im Übrigen sehr kooperativ gewesen seien. Ziel sei es nun, eine alternative Wegeführung für Radler herzustellen.

Ein Grußwort überbrachte Landrat Karl Roth. Die Herabstufung von Söckinger und Hanfelder Straße sei ein "Meilenstein", sagte er, und biete der Stadt eine große Chance zur Verkehrsentlastung - "aber nur mit Tunnel". Er dankte allen Beteiligten sowie dem Bund Naturschutz, der auf eine Klage verzichtet hatte. Auch der Landkreis habe zum Bau beigetragen, indem er ein Stück bei Mamhofen "an den Freistaat verschenkte". Die Freigabe der Westtangente wurde mit Sekt und einem Empfang besiegelt; einige Autofahrer - darunter Michael Kießling - testeten da bereits die neue Strecke, obwohl noch gar nicht alle Absperrungen abgebaut waren.

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SZ vom 04.12.2018
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