Süddeutsche Zeitung

Fremdenverkehr:Welche Bilder nehmen Touristen mit?

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Der Landkreis Starnberg hat Seen und ein fantastisches Alpenpanorama - doch was gefällt Urlaubenden darüber hinaus so sehr, dass sie ihr Handy für ein Foto zücken? Ein Blick in die privaten Digital-Galerien zufällig ausgewählter Passanten.

Von Carolin Fries, Starnberg

Fassaden und Blumen

Bettina und Robin Balcek sind mit Tochter Emely "sehr spontan" nach Bayern gereist. Für ein paar Tage wollten sie "einfach mal raus" aus ihrem Alltag in Mosbach bei Heidelberg. In Wolfratshausen haben sie noch kurzfristig eine Unterkunft gefunden. Ihr Plan für die gebuchten fünf Tage: den Starnberger See erleben. "Die Hälfte sind wir schon abgefahren", erzählt der 46 Jahre alte Familienvater. Sie waren im Buchheim-Museum in Bernried und schwer begeistert von den Kunstexponaten im Freien, in Starnberg (wo Bettina Balcek bemalte Hausfassaden und schöne Blumen fotografiert hat). Ein Besuch in Münsing sollte noch folgen, dann wäre die Runde komplett. "Es ist toll, wie nah hier alles beieinander liegt", sagt Bettina Balcek. An Maria Himmelfahrt waren sie in München - und enttäuscht, dass wegen der European Championships viele Sehenswürdigkeiten nicht zugänglich waren. Sie überlegen, womöglich noch einmal wiederzukommen, dann vielleicht an den Ammersee. Emely würde das gefallen. Die Neunjährige mag am liebsten jeden Tag im See baden.

Sisi und See

Sie hätten gedacht, dass es im Fünfseenland weitaus touristischer zugeht. "Wir treffen eigentlich nur Einheimische", sagt Verena Leismann. Sie verreist regelmäßig zusammen mit ihren Freundinnen Lisa Zimmer und Anita Leist, sie alle sind im saarländischen Hüttigweiler aufgewachsen. Mal geht es zusammen an die Nordsee, mal ins Allgäu. Oder wie dieses Mal nach Pöcking: Über das Internet haben sie eine Ferienwohnung gebucht, zum Strand ist es nicht weit, erzählen sie. Dort verbringen sie ihre Abende, tagsüber besichtigen sie das Sisi-Schloss ("leider nur von außen") und das Sisi-Museum oder gehen wandern. "Auf dem Kaiserin-Elisabeth-Weg haben wir uns prompt verlaufen", gesteht Lisa Zimmer. Bevor es wieder nach Hause geht, wollen die Frauen noch in den Tierpark nach Hellabrunn und ausgiebig den See genießen, zum Beispiel in Starnberg. Dort gefällt ihnen besonders die katholische Kirche, die sie auch von innen fotografiert haben.

Licht und Schatten

Walchensee, Neuschwanstein und München: Das war der Plan von Daria Sosnovska und Pascal Fritz für ihren viertägigen Camping-Trip nach Bayern. Gestrandet sind die Studierenden aus Köln und Leipzig schließlich abends in Starnberg, wo sie sich im Freiluftkino im Strandbad spontan den Film "Guglhupfgeschwader" angesehen haben. Geschlafen haben sie danach die erste Nacht im Auto - "und niemand hat sich getraut, uns aufzuwecken", wie Fritz erzählt. Beim späten Frühstück am See überlegen sie, ob sich die Weiterfahrt zum Walchensee überhaupt lohnt. Der Starnberger See mit den Bergen im Hintergrund sei schließlich auch nicht schlecht, "den hatte ich gar nicht auf dem Schirm", sagt der Lehramtsstudent aus Leipzig. "Ich bin echt überrascht, wie schön es hier ist", bestätigt seine 24 Jahre alte Freundin. Lediglich den mickrigen Steinstrand bemängeln die beiden - "in Leipzig wird jeder noch so kleine Strand mit Sand aufgewertet", so Pascal Fritz. Ein wenig wollen sie verweilen - dann aber weiter in Richtung Füssen zum König-Ludwig-Schloss.

Schloss und Kloster

Sabine und Norbert Schulz haben den Platz auf dem Campingplatz am Pilsensee bereits im vergangenen Jahr gebucht, "sonst kriegt man ja nichts", wie sie betonen. Das Ehepaar aus Laufenburg an der Grenze zur Schweiz ist mit dem Camper angereist. "Wir haben mit den Rädern schon den Wörthsee umrundet und sind zum Kloster Andechs geradelt", erzählt Sabine Schulz. Besonders schön aber sei, dass jetzt Tochter Heidrun mit ihrer Familie aus der Schweiz angereist sei. Die vierköpfige Familie hat im Sisi-Hotel in Pöcking eingecheckt, den ersten Urlaubstag haben alle zusammen im Tierpark Hellabrunn verbracht, an diesem Nachmittag erkunden sie von Starnberg aus den See. Schwiegersohn Kevin Brunold arbeitet als Tourismusmanager in Graubünden und stellt dem Fünfseenland ein gutes Zeugnis aus. Berge, Seen und Biergärten seien großartig, aber es fehle an Hotels, sagt er. Und an einer einheitlichen Beleuchtung des Radweges, wie Norbert Schulz ergänzt. Die Strecke vom Bahnhof in Hechendorf zum Campingplatz am Pilsensee sei abends nur im ersten Abschnitt hell.

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