Süddeutsche Zeitung

Randale vor Starnberger Wache:Polizei ermittelt auch gegen Beamten

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Der Polizist soll einem Schüler unvermittelt ins Gesicht geschlagen haben. Die Ermittler haben auch den Kreis der beschuldigten Jugendlichen deutlich erweitert.

Von Christian Deussing, Starnberg

Nach der Randale am Abend des 25. Juli vor der Starnberger Polizeiwache, bei der etwa 50 Jugendliche die Inspektion stürmen wollten, wird intern auch gegen einen Beamten ermittelt. Er steht nach SZ-Informationen im Verdacht, einem Schüler unvermittelt ins Gesicht geschlagen zu haben. Ein Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA) bestätigte, dass gegen einen Polizisten im Auftrag der Staatsanwaltschaft München II ermittelt werde.

Zumindest einen mutmaßlichen Übergriff eines Beamten schildert ein unbeteiligter Zeuge, der Rangeleien auf der Grünfläche zwischen der Rheinlandstraße und der B 2 beobachtet haben will. Ein Jugendliche habe panisch gerufen, "lasst mich los, ich habe nichts getan" und habe daraufhin ohne Vorwarnung einen Schlag auf den Mund verpasst bekommen, berichtet der 31-jährige Zeuge der SZ. Für ihn sei in diesem Fall die Aggression eindeutig von dem Beamten ausgegangen, erzählt der Starnberger.

Eine ähnliche Szene hat auch ein 57-jähriger Mann gesehen. Er wundere sich darüber, wie rabiat die Einsatzkräfte gegen die Jugendlichen teilweise vorgegangen seien. Dem Bayerischen Rundfunk liegt ein Handyvideo vor, das den Schlag eines Beamten gegen einen jungen Mann zeigen soll. Er sei auf die Ausstrahlung gespannt, sagte Starnbergs Polizeichef Bernd Matuschek, der am Tag des Vorfalls im Urlaub war.

Damals wollten Jugendliche einen betrunkenen 15-Jährigen aus der Polizeistation befreien, der aggressiv vor dem Gymnasium aufgetreten sein soll und in Gewahrsam genommen worden war. Dabei versuchte laut Polizei eine Person, einen Beamten gegen den Kopf zu treten. 100 Jugendliche zogen vor die Wache, einige versuchten einzudringen, eine Scheibe ging zu Bruch. Erst ein Großaufgebot von 70 Polizisten konnte die Lage beruhigen. Zunächst war gegen drei Jugendliche unter anderem wegen Landfriedensbruchs und versuchter Gefangenenbefreiung ermittelt worden. Jetzt sei die Anzahl der Beschuldigten deutlich höher, sagte der Sprecher des Polizeipräsidiums, Hans-Peter Kammerer.

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Quelle:
SZ vom 10.10.2019
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