Süddeutsche Zeitung

Coronavirus:Die ersten Menschen im Landkreis Starnberg sind geimpft

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Die 83-jährige Annemarie Eckl erhält die erste Spritze im Kraillinger Seniorenheim. Dort und in Garatshausen werden 100 Bewohner und Mitarbeiter immunisiert.

Von Manuela Warkocz, Krailling

Ein Polizeiwagen steht an diesem Sonntag um 12.30 Uhr vor dem Caritas-Altenheim Maria Eich. Die beiden Polizisten vom Operativen Ergänzungsdienst Fürstenfeldbruck haben den ersten Corona-Impfstoff für den Landkreis von der zentralen Verteilstelle in der Asklepios-Klinik Gauting nach Krailling eskortiert. "Das ist das Gold von heute", kommentiert Landrat Stefan Frey die Sicherheitsmaßnahmen. Die Polizisten bleiben auf Posten - könnte ja sein, dass Impfgegner anrücken.

Lässt sich aber keiner blicken. In aller Ruhe kann drinnen im Speisesaal des Altenheims, das zum lokalen Impfzentrum umfunktioniert wurde, das dreiköpfige Impfteam mit BRK-Chefarzt Richard Aulehner die ersten Impfungen vorbereiten. Landrat und Presse müssen einen Schnelltest absolvieren, bevor sie näher treten dürfen. Annemarie Eckl erhält als erste Bewohnerin eines Seniorenheims im Landkreis die Spritze mit dem Vakzin gegen Covid-19.

Die 83-Jährige ist eigenständig von ihrem Apartment heruntergekommen. Noch "recht sportlich", wie Heimleiterin Diana Sturzenhecker sagt, möchte die Seniorin wieder möglichst täglich ins Fitnesscenter im Haus zum Training. Auch ihre Mitbewohnerin Elfriede Umbach hofft, dass sie mit der Impfung wieder mehr Lebensqualität erlangt. Ihre Tochter sei "sehr ängstlich, wir gehen nur draußen spazieren", sagt die 83 Jahre alte Frau. Den Piks habe sie im übrigen gar nicht gespürt. Und nun wolle sie zu ihrem warm gestellten Essen.

Die 100 an diesem Sonntag dem Landkreis zugeteilten Impfdosen gehen je zur Hälfte nach Krailling und zum BRK-Altenheim Garatshausen. In Krailling können von 160 Bewohnern und 168 Mitarbeitern nur je 25 versorgt werden. In 21 Tagen mit der zweiten Spritze sollen sie dann geschützt sein. Marlene Bremer aus der Hauswirtschaft ist eigens an ihrem freien Tag aus Gilching hergefahren. Sie muss fast zwei Stunden warten. Der Barcode, der jeden identifiziert, ist nach den ersten zwei, drei Impfungen vom Computer nicht lesbar. Die Mitarbeiter stellen auf Papier um.

Mediziner Aulehner setzt darauf, dass diese Kinderkrankheit bis zur nächsten Impfaktion am Dienstag geheilt ist. Dann erwartet Landrat Frey ein weiteres Gebinde mit 975 Impfdosen, das mit dem Landkreis Weilheim geteilt werde. Neben 2500 Heimbewohnern, die 80 Jahre und älter sind, stünden Klinikpersonal und Dialysepatienten in Tutzing oben auf der Liste. Einen Schub gäbe es von Januar an, wenn in Bayern weitere 107 000 Impfdosen einträfen.

Den Auftakt am Sonntag bezeichnete Frey als "einen Hoffnungsschimmer". Im Altenheim Maria Eich liegen der Heimleitung zufolge Impf-Einwilligungen für 50 Bewohner vor. Auch zwei von vier Hundertjährigen seien bereit, doch einzelne Mitarbeiter signalisierten auch Zurückhaltung. Sturzenhecker wünscht sich politische Signale, die etwa das Tragen von Schutzkleidung erleichterten, wenn geimpfte Bewohner und Mitarbeiter zusammenkämen.

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SZ vom 28.12.2020
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