Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Der Eishockey-Häuptling

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Markus Nirschl spielt mit Ex-Profis auf Turnieren in aller Welt. Am Wochenende gastiert er mit seinem Team auf dem Kirchplatz.

Otto Fritscher

- Er sei nicht mehr ganz so schnell im Antritt wie früher, aber "immer noch ganz gut beinander", sagt Markus Nirschl. Wenn man den athletischen Körper des 50-Jährigen anschaut, glaubt man gerne, dass er mehrmals die Woche Krafttraining absolviert, Kampfsport macht - und Eishockey spielt. Die Jagd nach dem Puck ist es, sommers wie winters, die Nirschl offensichtlich in Schwung hält. Und der gebürtige Starnberger, der jetzt in Maising wohnt, ist einer derjenigen, die ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht haben. "Weltweite Eishockey-Turniere und Camps" steht auf seiner Visitenkarte, auf der auch die Zeichnung eines Indianer-Häuptlings in vollem Federschmuck prangt. Es ist Geronimo, der Apachen-Häuptling, der als Namensgeber des Starnberger Eishockeytruppe "Geronimo Stars" fungiert. Es ist eine mehr oder weniger lose Truppe von ziemlich guten Eishockeyspielern, die in jüngeren Jahren mal in der ersten oder zweiten Bundesliga gespielt haben. Nun haben die Geronimos beim Starnberger Eiszauber auf dem Kirchplatz am kommenden Samstag ab 13 Uhr ihren großen Auftritt: Sie spielen gegen die Munich Scalas. Bekannte Namen sind etwa Alois Schloder, vielleicht auch Erich Kühnhackl.

Nirschl selbst hat noch im vergangenen Jahr, als Eishockey-Methusalem mit 49 Jahren, in der dritthöchsten deutschen Liga für einen Club in Dresden gespielt. Ausgerechnet Dresden? Dort hatte Nirschl mal ein Fitness-Studio, zuletzt führte er eine "Mucki-Bude" in Weilheim, zuvor hatte er Fitness-Studios in Berg und Starnberg gehabt, aber auch als Türsteher gearbeitet. Und immer Eishockey gespielt.

Dabei ist im Lauf der vergangenen 25 Jahre ein Netzwerk entstanden, das seinesgleichen sucht. Erich Kühnhackl, Alois Schloder, Franz Jüttner, Michael Betz - allesamt ehemalige Bundesliga- und Nationalspieler, die Nirschl auf der Eisfläche, aber auch bei sozialen und geselligen Veranstaltungen kennengelernt hat. Kontakte, die auch nicht abrissen, als der Starnberger sich dafür entschied, mal auszusteigen und nach Australien flog - im Gepäck lediglich den Eishockey-Schläger, die Handschuhe und einen Helm. Schnell fasste er in der dortigen Szene Fuß, spielt für Canberra in der ersten australischen Liga. "Dort ist das Niveau nicht ganz so hoch wie bei uns", sagt Nirschl und lacht dabei.

Immerhin: erste Liga. Und er knüpfte sein Netzwerk weiter; so kam es, dass er mit Ex-Profis aus den höchsten beiden deutschen Ligen und Ex-Profis aus anderen Ländern um die Welt reist - um Eishockey zu spielen: Australien, Djakarta, Singapur, Hongkong - nur einige Stationen. Nach dem Heimspiel in Starnberg geht es nach Ladakh. "Dort spielen wir vor der Kulisse des Himalaja auf 3540 Metern Höhe, ein neuer Rekord", freut sich Nirschl.

So entstand aus Nirschls Hobby im Lauf der Jahre eine Agentur für Eishockeyreisen. "Ich wollte eigentlich gar kein Geschäft daraus machen", erinnert sich Nirschl, aber es ließ sich offenbar nicht vermeiden. Nun ist es ja so, dass es in Starnberg keine Eisfläche fürs Eishockey gibt. Der See friert nur alle paar Jahrzehnte mal zu, und das reicht nicht, um alte Eishockey-Traditionen, wie es sie in den Sechzigern und Siebzigern noch in Feldafing und Weßling gab, wiederaufleben zu lassen.

Es ist eine lange, mühevolle Geschichte, die Nirschl von seinen Bemühungen und denen seiner Mitstreiter für ein Eisstadion in Starnberg zu erzählen weiß. Ein Standort beim jetzigen Landratsamt war lange Zeit in der Diskussion, doch es wurde nichts daraus - und Nirschl trat frustriert als Vorstand des Eishockeyclubs Starnberg zurück. Seiner Liebe zum Puck hat dies keinen Abbruch getan. Sein Sohn stand mit dreieinhalb Jahren zum ersten Mal auf Kufen. Jetzt, mit vier, spielt er in der Kindermannschaft - in Germering.

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Quelle:
SZ vom 10.01.2013
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