Süddeutsche Zeitung

Landkreis Starnberg:Klinik statt Gymnasium

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Wo könnte das neue Krankenhaus des Landkreises entstehen? Herrschings Bürgermeister Christian Schiller bringt dafür das Gelände an der Seefelder Straße ins Spiel, das für den Bau der Schule ausgeschieden war. Auch Seefeld mischt bei dem Zukunftsprojekt noch mit.

Von Astrid Becker, Herrsching

Monatelang wurde um den Deal gerungen - nun steht der Landkreis kurz davor, die Herrschinger Schindlbeck-Klinik für einen zweistelligen Millionenbetrag zu kaufen. Landrat Karl Roth hat dies am Montag der SZ auf Anfrage bestätigt. Eigentlich hätte die Unterzeichnung des Vertragswerks spätestens zum 1. Januar erfolgen sollen, doch die Verhandlungen mit dem bisherigen Eigentümer, dem US-amerikanischen Unternehmen Myriad, zogen sich in die Länge. Hinter den Kulissen wurde aber dennoch bereits überlegt, wie die Fusion mit der Seefelder Klinik vonstatten gehen und an welchem Standort in etwa fünf bis sieben Jahren ein gemeinsamer Neubau anstelle der beiden Kliniken entstehen könnte.

"Ich werde mich für einen Verbleib einer Klinik in Herrsching einsetzen" - so hatte es der parteifreie amtierende Bürgermeister Christian Schiller in seiner Nominierungsrede Anfang Dezember formuliert - und hatte damit bereits auf den möglichen Neubau einer Klinik für den westlichen Landkreis angespielt. Denn schon damals hatte sich dies als mittelfristig angestrebtes Ziel herauskristallisiert. So waren bereits im Herbst in die Finanzplanung des Landkreises 80 Millionen Euro dafür eingestellt worden - eine "Worst-Case-Summe", wie es Thomas Weiler, Chef der Starnberger Klinik-Holding, die die Schindlbeck-Klinik künftig betreiben wird, im Oktober nannte. Denn ein Neubau ist daher so interessant, weil mindestens 50 Prozent der Bausumme staatlich gefördert werden, "in der Realität werden die Fördergelder aber wahrscheinlich höher ausfallen", so Weiler damals.

In der Zwischenzeit sind bereits zwei mögliche Standorte für einen solchen Klinikneubau im Gespräch. Der erste, und das ist politisch brisant, liegt in Herrsching und zwar auf dem Areal an der Seefelder Straße. Dort sollte ursprünglich das Gymnasium entstehen. Doch dieser Plan scheiterte an den dortigen Grundstückseigentümern, die ihre Flächen nicht für die vorgeschriebenen 70 Euro pro Quadratmeter verkaufen wollten. Der Landkreis entschied sich daher für eine andere Fläche am Mühlfeld - ein umstrittener Standort, der mittlerweile in zwei für unzulässig erklärte Bürgerbegehren mündete, über die nun das Verwaltungsgericht befinden muss.

Der von den Initiatoren favorisierte Schulstandort an der Seefelder Straße wäre aber für einen Klinikneubau wie geschaffen - davon ist zumindest Schiller überzeugt. Seine Argumente: Für den Bau eines Krankenhauses sei weniger Fläche nötig wie für eine Schule, wie er von Weiler erfahren haben will, nur 20 000 bis 25 000 Quadratmete statt rund 40 000. Eine Klinik-Holding dürfe zudem wahrscheinlich mehr für die Grundstücke bezahlen, als der Landkreis für den Bau einer Schule. Außerdem besitze die Gemeinde dort bereits insgesamt 30 000 Quadratmeter, etwa die Hälfte davon lägen auf einer zusammenhängenden Fläche. "Wir hätten die Fläche also schon fast zusammen", sagt Schiller - wenngleich er betont, dass eine Entscheidung darüber von den politischen Gremien getroffen werden müsse.

Auch Seefeld hatte bereits ein Grundstück für einen Klinikneubau ins Visier genommen. Es liegt im Ortsteil Hechendorf neben der Inninger Straße in einer Senke. Im Besitz der Gemeinde ist es aber nicht, der Eigentümer soll nach Informationen der SZ aber bereits signalisiert haben, für den Bau eines Krankenhauses zum Verkauf bereit zu sein. Wie in Herrsching auch, liegt das Areal derzeit noch im Außenbereich, anders als in Herrsching aber auch im Landschaftsschutzgebiet.

Bevor über die Standortfrage entschieden werden kann, muss aber erst der Kauf der Schindlbeck-Klinik abgeschlossen sein. Und dann werde man erst einmal ein paar Jahre lang die "Synergieeffekte" beider Häuser nutzen, so Landrat Karl Roth.

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Quelle:
SZ vom 04.02.2020
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