Süddeutsche Zeitung

Auszeichnung:Lebensretter auf Tauchgang

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Fünf Männer ziehen einen 83-Jährigen aus seinem im Hochwasser versunkenen Wagen. Dafür erhielten sie nun die Christophorus-Medaille.

Von Christian Deussing, Pöcking

Im letzten Moment haben drei Männer vom Pöckinger Bauhof und zwei Schulbusfahrer am 24. Juni 2021 einen 83 Jahre alten Gautinger aus seinem Wagen gerettet, der schon bis zur Dachkante in der überschwemmten Maisinger Unterführung versunken war. Für diesen vorbildlichen Einsatz bei Pöcking erhielten die Helfer jetzt in der Residenz in München die Christophorus-Medaille von Ministerpräsident Markus Söder, der weitere 62 bayerische Lebensretter auszeichnete. An der Feierstunde nahmen auch der Starnberger Landrat Stefan Frey sowie Pöckings Bürgermeister Rainer Schnitzler und seine Amtskollegin Brigitte Kössinger aus Gauting teil.

Die Männer reagierten damals geistesgegenwärtig: Sie sprangen ohne zu zögern in die trüben Fluten und schwammen zum Auto. Der Fahrer habe "nach Luft gejapst", erinnert sich Bauhof-Mitarbeiter Hans-Jörg Haberzettl, der die Fahrertür mit aller Kraft aufstemmte und den hilflosen Rentner herauszog. Der Senior hätte wegen des Wasserdrucks im volllaufenden Wagen keine Chance gehabt, die Tür zu öffnen und sich zu befreien.

Dann tauchte Busfahrer Anton März in Unterhose ins Auto hinein und suchte nach weiteren Insassen. "Ich sah in der eiskalten Brühe nichts und tastete alles ab." Der Senior, der allein an dem Vormittag auf der Straße bei Pöcking unterwegs war, kam mit leichten Unterkühlungen mit dem Krankenwagen in eine Klinik. Bis die alarmierten Notärzte und Feuerwehrleute eintrafen, leisteten auch Bauhof-Leiter Christian Suttner und sein Mitarbeiter Florian Lallinger erste Hilfe am Unglücksort.

Mit dabei war auch der Beifahrer im Pöckinger Schulbus Helbig, Stefan Grell. Der 46-jährige Familienvater hatte ebenso wie sein Kollege März die bedrohliche Lage bemerkt. Beide wendeten ihren Kleinbus, um zu helfen. "Da gab es nichts zu überlegen, wir mussten sofort handeln", erzählt Grell. Er freue sich über die Auszeichnung, aber in dieser Notsituation einzugreifen, sei doch selbstverständlich gewesen. Die beiden Schulbusfahrer erinnern sich noch daran, dass Luftblasen aus dem Auto aufstiegen. Sie seien sich daher sicher gewesen, dass Menschen in Lebensgefahr waren. Nach der Rettung des Gautingers bedankten sich dessen Ehefrau und Tochter bei den mutigen Helfern.

Die Polizei berichtete seinerzeit, dass der 83-jährige Autofahrer wohl die Situation in der vollgelaufenen Unterführung falsch eingeschätzt habe. Der Mann habe den Helfern, die zufällig in der Nähe des Unglücksortes gewesen waren, einiges zu verdanken. In der Unterführung befestigten später Taucher der DLRG Pöcking-Starnberg unter Wasser Abschleppseile am abgetauchten Auto, um die Bergung zu unterstützen, die einige Stunden dauerte.

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