Süddeutsche Zeitung

Müllentsorgung:Die vierte Tonne

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Die Abfallwirtschaft im Landkreis Starnberg will den Gelben Sack abschaffen und durch einen weiteren festen Behälter ersetzen. Die Umstellung ist jedoch erst für das Jahr 2025 geplant.

Von Michael Berzl, Starnberg

Drei Abfalltonnen stehen vor den Häusern im Landkreis Starnberg: eine blaue fürs Altpapier, eine braune für Küchenabfälle, Bio und Grüngut und die graue für Restmüll. Grundstückseigentümer und Hausmeister können sich schon einmal überlegen, wo sie einen vierten Behälter unterbringen: Die Abfallentsorger wollen nämlich auch noch die gelbe Tonne einführen. Darin werden dann wiederverwertbare Abfälle gesammelt - vor allem Kunststoffe, die bisher in einer großen Tüte landen, dem gelben Sack. "Das ist ganz klar der Wunsch der Bürger, und wir gehen da voran", sagte am Donnerstag Christoph Wufka, Vorstand des Kommunalunternehmens für Abfallwirtschaft im Landkreis Starnberg (Awista).

Der gelbe Sack hat Vor-, aber auch Nachteile gegenüber der gelben Tonne

Die neue Tonne will der Awista demnach im Jahr 2025 einführen. Bisher gebe es allerdings noch Widerstände von beauftragten Entsorgungsunternehmen, sagte Wufka im Rahmen eines Pressegesprächs in Starnberg am Tag nach einer Sitzung des Verwaltungsrats. "Vielleicht müssen wir das auf dem Gerichtsweg durchsetzen." Nach seinen Worten ist der bisher verwendete gelbe Sack bei den zweiwöchentlichen Touren zwar leichter einzusammeln. Er wird einfach hinten in das Fahrzeug geworfen, während ein Kunststoffbehälter erst auf die Straße manövriert und dann in die Entlademechanik eingehängt werden muss. Der Mehrzahl der Landkreisbürger wäre aber eine Tonne lieber, erklärte der Awista-Chef. Das habe eine Umfrage vor vier Jahren ergeben, "da haben wir eine klare Aussage".

Die Nachteile des bisherigen Systems werden im Herbst bei stürmischem Wetter wieder zu sehen sein: Da werden zuweilen Sammeltüten zerfetzt, der Inhalt fliegt dann auf der Straße umher. Abfall für den Gelben Sack hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, vor allem durch die Pandemie mit ihren Folgen: Home-Office und Home-Schooling, Essen wird mehr in Wegwerfverpackungen bestellt. Die Sparte "Gelber Sack" hat dadurch um etwa 20 Prozent zugelegt.

Es landet viel zu viel Biomüll im Restmüll

Dennoch gehen die Abfallmengen im Landkreis insgesamt leicht zurück. Nach den aktuellen Zahlen waren es im vergangenen Jahr pro Einwohner 552 Kilogramm. Das ergibt insgesamt etwas mehr als 75 000 Tonnen, davon waren knapp 60 000 Tonnen wiederverwertbar. Die Verwertungsquote liegt demnach bei 78 Prozent - und damit auf einem "konstant hohen Niveau". Daher großes Lob vom Awista-Chef: "Im Großen und Ganzen muss man die Bevölkerung im Landkreis loben für ihr Trennverhalten. Das funktioniert sehr gut". Wie gut die Leute trennen, lässt der Awista regelmäßig prüfen. Heuer waren Papier und Biomüll dran, im nächsten Jahr kommt der Restmüll: Da werden dann stichprobenartig in bestimmten Bereichen Abfalltonnen auf einem Lastwagen ausgeleert, um den Inhalt später auseinander zu klauben und zu untersuchen. Eines aber weiß man schon jetzt: Es landet viel zu viel Biomüll im Restmüll.

Die Abfallgebühren im Landkreis Starnberg zählen zu den niedrigsten in ganz Deutschland

Wie es im Jahresbericht des Awista heißt, zählen die Abfallgebühren mit umgerechnet etwa 40 Cent pro Tag und Vier-Personen-Haushalt "zu den niedrigsten in Bayern und ganz Deutschland" - und das mit Drei-Tonnen-Abholservice und kostenlosen Wertstoffhöfen. Das ist nicht überall in Bayern so. Laut Wufka könnte das auch so bleiben, zumindest vorerst. "Ich bin guter Dinge, dass wir das schaffen, die Gebühren zu halten, kann es aber nicht versprechen". Trotz Corona, Inflation und Energiekrise. Sorgen bereitet ihm ein neues Gesetz, das noch im Oktober beschlossen werden könnte: Es hätte zur Folge, dass die Müllverbrennung durch einen Aufschlag teurer wird, was dann den Awista und schließlich auch die Gebührenzahler träfe.

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