Süddeutsche Zeitung

Sonderflughafen:Einreise über Oberpfaffenhofen

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Die Beamten der Polizeiinspektion Herrsching sind für die Formalitäten zuständig, wenn eine Maschine landet, die von außerhalb des Schengen-Raums kommt. Da haben sie oft mit Prominenten zu tun.

Von Michael Berzl, Herrsching

Einreise in die Bundesrepublik Deutschland am Grenzübergang in Oberpfaffenhofen: Klingt kurios, ist aber Alltag für Beamte in der Polizeiinspektion Herrsching, die für die Formalitäten zuständig sind. Und das ist gar nicht so selten der Fall. Im Durchschnitt dreimal pro Tag muss ein Kollege rausfahren zum Sonderflughafen, weil eine Maschine mit Passagieren angemeldet ist, die von außerhalb des Schengen-Raums kommen, berichtete Inspektionsleiter Winfried Naßl bei der Vorstellung der Kriminalstatistik. Außer Angaben über Fahrradunfälle, Ladendiebstähle und Rauschgiftdelikte hatte er auch diese Zahl parat: Im vergangenen Jahr waren 674 Flüge zu bearbeiten.

Der eigentlich für Forschung und Geschäftsflieger vorgesehene Sonderflughafen in Oberpfaffenhofen ist bekannt dafür, dass er bei der Prominenz beliebt ist, egal aus welchem Genre: Sport, Musik, soziale Medien. Polizeihauptkommissar Alexander Gebhardt, der in Herrsching vor allem für den Verkehr zuständig ist, kann das nur bestätigen. Ob da auch bekannte Leute dabei seien, die bei den Herrschinger Beamten die Einreiseformalitäten erledigen? "Oh ja, sehr viele", lautet die Antwort. Namen will er aber nicht nennen; da ist er diskret. Sie kämen aus allen möglichen Ländern.

Wenn es Länder außerhalb des Schengenraums sind, in dem es keine Grenzkontrollen gibt, dann werden die Flüge angemeldet. So war das zum Beispiel bei Harry Kane aus Großbritannien, der seit dem vergangenen August beim FC Bayern unter Vertrag steht. Als der Stürmer zuvor zum Medizincheck nach München eingeladen wurde, startete er mit einer Privatmaschine vom Londoner Flughafen Stansted und landete in Oberpfaffenhofen. Und musste dort zur Passkontrolle.

Es ist einer von vielen. Laut Inspektionsleiter Naßl wurden im vergangenen Jahr bei insgesamt 3145 Passagieren und Besatzungsmitliedern die Pässe kontrolliert. Im Flughafengebäude in Oberpfaffenhofen sei dafür extra ein Büro eingerichtet, dort sieht aus wie in einer echten Zollstation, mit dicker Glasscheibe und Durchreiche, Dokumentenprüfgerät, Fingerabdruckscanner und Stempel. In der Inspektion gibt es einen Flugsachbearbeiter, der primär für diese Dinge zuständig ist. Insgesamt sei das "ein ziemlicher Aufwand", wie Gebhardt sagt. Ohne Wochenenden seien es im Schnitt drei Flüge pro Tag.

Angesichts solcher eher ungewöhnlicher Aufgaben trifft es sich gut, dass die Verbrecherjagd die Herrschinger Polizisten weniger belastet als in anderen Dienststellen. Die Kriminalitätsrate ist jedenfalls vergleichsweise niedrig. Das zeigt die sogenannte Häufigkeitszahl, eine Angabe über die Zahl der Straftaten pro 1000 Einwohner. Im Bereich der Inspektion Herrsching sind es 27,47 Straftaten. Das liegt weit unter dem Landesdurchschnitt von 48,73 und auch unter dem Wert für den Bereich des Präsidiums Oberbayern Nord (39,13). Auch bei den Kollegen in Starnberg fällt der Wert (37,7) noch höher aus.

Zum Zuständigkeitsbereich der Inspektion am Ammersee gehören die sechs Gemeinden Herrsching, Andechs, Inning, Seefeld, Weßling und Wörthsee, außerdem der Wörthsee selbst, auf dem schon mal eine Trunkenheitsfahrt im Tretboot geahndet werden musste. Die Streifen sind unterwegs in einem Gebiet mit einer Fläche von 163 Quadratkilometern und fast 40 000 Einwohnern. Etwas mehr als 1000 Straftaten wurden im vergangenen Jahr registriert, ungefähr so viele wie im Jahr zuvor. Etwa ein Viertel davon sind Diebstähle, 51 Rauschgiftdelikte tauchen in der Statistik auf. Die Polizeiinspektion in Herrsching hat im vergangenen Jahr 500 Tatverdächtige ermittelt, etwa ein Drittel davon hat keinen deutschen Pass.

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