Süddeutsche Zeitung

Großhadern bis Weßling:Neuer Expressbus verbindet Gewerbegebiete mit Münchner U-Bahn

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Die Linie X910 nimmt doch schon im August den Betrieb auf. Mehr als 5000 Mitarbeiter in Gilching und Oberpfaffenhofen können davon profitieren.

Von Michael Berzl, Starnberg

Es ist eine Nachricht, die viele Firmenchefs im Landkreis Starnberg gerne hören: Auf das Drängen von Unternehmen hin und mit Hilfe eines juristischen Kniffs startet der Expressbus zwischen der U-Bahn in Großhadern und der S-Bahn in Weßling nicht erst im April, sondern schon im August. Dafür hat sich der Mobilitätsausschuss des Kreistags am Dienstag einstimmig ausgesprochen; die Zustimmung im Kreisausschuss an diesem Donnerstag gilt daher als reine Formsache. Wie wichtig so eine Verkehrsverbindung gerade für die Unternehmen bei und in Oberpfaffenhofen ist, die neue Mitarbeiter einstellen wollen, machte Verkehrsmanagerin Susanne Münster deutlich: "Betriebe haben nachgewiesen, dass Bewerber abgesprungen sind in Ermangelung einer geeigneten MVV-Verbindung", sagte sie. Etwa 5500 Mitarbeitern in Betrieben in dem Gebiet südlich der Lindauer Autobahn wäre "sehr stark geholfen", sagte sie.

"Man wird jedes Mal angesprochen", berichtete Landrat Karl Roth in der Ausschusssitzung von Besuchen im Nordosten des Landkreises. Und sein Stellvertreter Georg Scheitz (CSU) bestätigte: "Die Linie ist immer ein Thema." Bisher hatte es so ausgesehen, als müssten die Firmen wegen bürokratischer Hürden und komplizierter Vergabemodalitäten noch acht Monate auf eine schnelle Anbindung an die U-Bahn warten, doch die Landkreisverwaltung und der MVV haben nach einer schnelleren Lösung gesucht und wurden fündig. "Notvergabe", heißt das Zauberwort. Mit diesem Instrument ist es möglich, die Linie X 910 schnellstmöglich und ohne europaweite Ausschreibung starten zu lassen, erläutert Verkehrsmanagerin Münster. Auf dieser Basis läuft der Betrieb zunächst bis Ende März nächsten Jahres, danach geht es regulär weiter.

"Es gibt immer ein Hintertürchen", kommentierte FDP-Kreisrat Wolfgang Weber-Guskar zufrieden den Vorschlag und lobte ausdrücklich die Hartnäckigkeit der Kreisverwaltung in dieser Angelegenheit. Seine Fraktion hatte im Dezember per Dringlichkeitsantrag die sofortige Einführung der Linie gefordert, was damals aber noch als nicht machbar dargestellt wurde.

Befördert wurde der überraschende Schnellstart wohl auch durch Gespräche mit bayerischen Spitzenpolitikern. So hatte der Landrat Gelegenheit, die Probleme mit der umständlichen Vergabe und den Verzögerungen beim Verkehrspakt im vergangenen November mit Innenminister Joachim Herrmann und beim Wirtschaftsgespräch im März im Aerospace-Center in Oberpfaffenhofen mit dem damaligen Wirtschafts-Staatssekretär Josef Pschierer zu thematisieren. "Das war Zufall. Das hat gepasst", sagte Roth.

Die finanziellen Lasten wird der Landkreis zunächst zu großen Teilen allein stemmen. Verkehrsmanagerin Münster rechnet mit Kosten von bis zu 330 000 Euro. Eine ein Aussicht gestellte Förderung in Höhe von 65 Prozent wurde dabei schon berücksichtigt. Nach ihren Angaben lassen sich nur etwa 30 Prozent der Gesamtausgaben für die neue Linie durch Einnahmen aus Fahrkartenverkäufen decken. Demnach erwirtschaftet auch der so dringlich geforderte Expressbus ein hohes Defizit.

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Quelle:
SZ vom 04.07.2018
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