Süddeutsche Zeitung

Großeinsatz in Starnberg:18-Jähriger schwebt nach Giftschlangen-Biss in Lebensgefahr

Lesezeit: 1 min

Von Christian Deussing und David Costanzo, Starnberg

Der 18-Jährige bricht im Treppenhaus des Hauses in Leutstetten zusammen, er bekommt kaum Luft und schwebt in Lebensgefahr. Die Retter erkennen die Wunden sofort: Der junge Mann ist von einer Giftschlange gebissen worden. Unklar ist noch, von welcher Art und ob die Bisse nur von einem Tier stammen. Denn die Retter entdecken in der Wohnung der Familie des 18-Jährigen neun exotische Schlangen, darunter zwei hochgiftige Afrikanische Speikobras. Die Nachbarn in Leutstetten sind geschockt.

Dramatische Szenen haben sich am Montagvormittag in dem Starnberger Ortsteil abgespielt. Der Mann konnte laut Polizei noch den Notruf wählen und von den Bissen berichten. Er schaffte es mit letzter Kraft, die Reptilien wieder in die Terrarien einzusperren. Dann brach er zusammen.

Die Retter zogen den 18-Jährigen aus dem Mehrfamilienhaus und versorgten ihn in einem Krankenwagen. Ein Spezialnotarzt der Toxikologie des Klinikums rechts der Isar in München wurde eingeflogen. Nach der ersten Versorgung kam der Leutstettener mit dem Hubschrauber in eine Münchner Klinik. Dort wird er auf der Intensivstation behandelt, da er nach Angaben der Münchner Berufsfeuerwehr beatmet werden muss und noch immer in Lebensgefahr schwebt.

Gegen halb zwölf folgte ein zweiter Hubschrauber: Die Polizei flog einen Reptilien-Spezialisten der Münchner Berufsfeuerwehr ein, der bayernweit als Ansprechpartner für Retter gilt. In dem Haus entdeckte der Experte einen Schlangenzoo mit einer Größe und einem Gefahrenpotenzial, die selbst bei der Berufsfeuerwehr noch keiner in einem Privathaus gesehen hat - zwei Afrikanische Speikobras, deren Gift tödlich sein kann, fünf giftige Lanzenottern, darunter zwei Venezuelaottern, eine Königspython und eine Madagaskarboa.

Die Feuerwehr brachte die Tiere in die Reptilienauffangstation nach München. Weil der Einsatz so gefährlich war, stand jederzeit ein Notarzt und ein Hubschrauber für die Retter bereit. Die Polizei ermittelt gegen den 18-Jährigen, weil er die Schlangen ohne Erlaubnis hielt.

Die Nachbarn ahnten nichts von den Schlangen. "Das war ein unheimliches Geheimnis der Familie", sagte ein Bewohner. Der Hauseigentümer Verband Wohnen habe sicher auch nichts gewusst. Laut Mietvertrag dürften nicht einmal Katzen und Hunde gehalten werden, erzählt der Mieter. Eine Nachbarin ist abends noch erschrocken: "Wenn ich von den Giftschlangen in der Wohnung gewusst hätte, wäre ich hier vielleicht gar nicht eingezogen."

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Quelle:
SZ vom 16.01.2018
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