Süddeutsche Zeitung

Nach der Schneeschmelze:Das Ampermoos steht unter Wasser

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Das Gebiet zwischen Grafrath und Ammersee ist überflutet, was für diese Jahreszeit ungewöhnlich ist. Für einige Tiere ist das eine Bedrohung.

Von Peter Bierl, Grafrath/Inning

Die Schneemassen, die Anfang Dezember in der Region gefallen sind, sind inzwischen geschmolzen, und Grundwasser und Gewässer weisen hohe Stände auf. Das Ampermoos zwischen Grafrath und Inning ist fast komplett überschwemmt, weil es als Überlauf für den Ammersee dient. Während der Pegel am Nordende des Sees, beim Ausfluss der Amper bei Stegen, in der Regel zwischen 1,50 bis 1,75 Meter liegt, sind es nun zwei Meter, berichtet Stefan Homilius, Leiter des Wasserwirtschaftsamts (WWA) in München. Gefährlich ist das für die tierischen Bewohner.

Das Moos ist ein Überschwemmungsgebiet und eine Überflutung "grundsätzlich nichts Ungewöhnliches. Aber nicht in dieser Jahreszeit", sagt Homilius. Hochwasser sei eher im Frühsommer oder im Sommer angesagt, wenn der Schnee in den Bergen schmilzt und es ergiebig regnet. So wie es beim Pfingsthochwasser 1999 oder beim sogenannten Jahrhunderthochwasser vor zehn Jahren geschah, als sich das ausgedehnte Moos wieder in jenen See zurückverwandelte, der es einst gewesen war.

Das Moor ist etwa 600 Hektar groß, steht seit 1976 unter Naturschutz und wird seit 2013 wiedervernässt. Eigentlich ist aufgrund des Klimawandels zu wenig Wasser in dem Gebiet. Um die Wiedervernässung des Mooses tobte über viele Jahre hinweg eine Auseinandersetzung. Schließlich einigten sich Naturschützer, Landwirte und Behörden auf einen Kompromiss. 2013 wurde eine Solschwelle errichtet, aber um 20 Zentimeter niedriger als Experten verlangt hatten, um mehr Wasser aufzustauen.

Jetzt aber, um diese Jahreszeit, ist es für manche Tiere zu viel vom kostbaren Nass, befürchtet der Landesbund für Vogelschutz (LBV). Im Frühsommer seien vom Hochwasser vor allem die Bodenbrüter gefährdet, Vogelarten, die ihre Eier auf die Erde legen. Jetzt drohen Mäuse und Wühlmäuse in ihren Erdlöchern zu ertrinken und auch Käfer, Ameisen und Schnecken könnte das gleiche Schicksal ereilen, zumal sie sich nicht auf Schilfhalme retten können wie im Sommer.

Schwierig ist die Lage für Kornweihen, einen hiezulande fast ausgestorbenen Greifvogel. Denn diese Tiere übernachten vorzugsweise auf geschützten, trockenen Flächen im Moos, die von Schilf umwachsen sind. Die scheuen Rehe wiederum laufen hin und her, sie flüchten vor dem Wasser an den Rand des Mooses und vor Spaziergängern wieder zurück. In einer Jahreszeit mit wenig Futter, kostet das Energie, die schwer ersetzbar ist.

Wie so oft gibt es neben den Verlierern auch Gewinner. Für die Silberreiher ist der Tisch opulent gedeckt, wenn viele tote Mäuse im Wasser schwimmen. Die Bodenbrüter könnten gleichfalls von der ungewohnten winterlichen Flut am Ende profitieren. Fällt die Mäusepopulation im Frühling gering aus, weil so viele ertrunken sind, schleichen weniger Füchse durch das Moos auf der Suche nach Beute. Damit sinkt auch die Gefahr, dass sie sich über die Gelege der brütenden Vögel hermachen.

Beim Wasserwirtschaftsamt geht man davon aus, dass der Pegel langsam wieder sinkt, allerdings nicht, wenn es weiter zu stärkeren Regenfällen in der Region kommt.

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