Süddeutsche Zeitung

Seenschifffahrt:Leinen los - aber ohne die MS Bayern

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Am Ostersonntag beginnt die Saison auf Starnberger See und Ammersee. Eines der Schiffe hat jedoch ein Leck - und das kann auch nicht so leicht repariert werden.

Von Christian Deussing, Starnberg

"Leinen los" heißt es am Ostersonntag für die ersten Dampfer auf Starnberger See und Ammersee. Doch das gilt nicht für die MS Bayern, die sich zu einem Sorgenkind der Bayerischen Seenschifffahrt entwickelt hat. Bereits zum Ende der vergangenen Saison war ein Leck im Rumpf entdeckt worden, das aber nur von außen begutachtet werden kann. Allerdings war dies bislang nicht möglich, weil wegen des alten U-förmigen Rumpfs und des niedrigen Pegelstands im Starnberger See die "Bayern" nicht aus dem Wasser auf die Helling gehoben werden konnte.

Aus diesem Grund sei eine genaue Untersuchung des Schadens bisher nicht durchführbar gewesen, teilt eine Sprecherin des Finanz- und Heimatministerium mit. Deshalb seien auch keine Aussagen über den Zustand des Schiffes möglich. Welche Lösungen für dessen Zukunft praktikabel und wirtschaftlich sind, werde zurzeit "gemeinsam mit der Bayerischen Seenschifffahrt eruiert", ergänzt die Ministeriumssprecherin, ohne konkreter zu werden.

Die dringend notwendige Reparatur des Ausflugsschiffes, das bereits seit 74 Jahren vor der Alpenkulisse über den See fuhr, musste demnach in den Wintermonaten ausfallen. Nun scheint es, als seien die Tage der "Bayern" gezählt. Zumal offenbar völlig unklar ist, ob dieses Schiff überhaupt noch in dieser Saison ausläuft. Auf der Homepage der Seenschifffahrt taucht die "Bayern" jedenfalls schon seit Längerem nicht mehr auf. Damit würde sich die Flotte auf dem Starnberger See auf vier Schiffe dezimieren - die EMS Berg, den Katamaran Starnberg, die MS Seeshaupt und die MS Bernried.

Und was passiert, wenn die Techniker und Werftarbeiter noch mehr Schäden und Mängel an der 48 Meter langen "Bayern" entdecken? Zwar ist das Schiff im Winter 2019/2020 generalüberholt worden, doch bereits im kommenden Jahr steht turnusgemäß die TÜV-Prüfung an. Eine hohe Hürde, denn die Sicherheit der Passagiere hat absolute Priorität. Wie überdies zu erfahren war, ist dieses alte Schiff offenbar bei den Fahrgästen nicht mehr besonders beliebt. Denn der Dampfer ist nicht barrierefrei und hat längst nicht den Komfort, den die modernen Schiffe der Flotte auf dem Starnberger See bieten - und den Passagiere offenkundig auch erwarten. Deswegen ist die MS Bayern auch nicht mehr sehr häufig auf den Linien im Einsatz gewesen, sie gilt mittlerweile als "Ergänzungsschiff".

Davon abgesehen: Die Saison werden Finanzminister Albert Füracker und Sozialministerin Ulrike Scharf am Osterwochenende auf dem Werftgelände der Bayerischen Seenschifffahrt in Starnberg eröffnen. Neu ist, dass jetzt Inhaber und Inhaberinnen von Ehrenamtskarten sämtliche Fahrten mit der Flotte ganzjährig kostenlos nutzen dürfen - also auch auf dem Ammersee die Raddampfer Herrsching und Dießen sowie die MS Utting und MS Augsburg.

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