Süddeutsche Zeitung

Starnberg:Apple scannt den Landkreis

Lesezeit: 1 min

Der Konzern kurvt derzeit mit Kamera-Autos quer durch das ganze Fünfseenland, um Aufnahmen für seinen Kartendienst zu machen.

Von Michael Berzl, Starnberg

Das weiße Auto mit spanischem Kennzeichen und einem merkwürdigen Aufbau auf dem Dach erregt Aufsehen. Als wäre es ein seltenes Tier, kursieren Meldungen durch soziale Medien, wo das mit Kameras ausgestattete Apple-Fahrzeug schon überall im Landkreis Starnberg gesichtet wurde. Auf der Grubmühlerfeldstraße und der Schrimpfstraße in Gauting zum Beispiel. Am Donnerstag ist der Wagen in gemächlichem Tempo auf der Stockdorfer Ortsdurchfahrt unterwegs gewesen, ist auf den Parkplatz eines Supermarkts abgebogen und nach einem kurzen Stopp weitergefahren in Richtung Planegg.

Seit dieser Woche sind die Apple-Autos mit dem Kameraturm auf dem Dach unterwegs; laut einem Zeitplan, den der Konzern auch im Internet veröffentlicht hat, haben die Aufnahmen im Landkreis Starnberg am Montag begonnen und dauern noch bis Ende nächster Woche an. Danach geht es im Nachbarlandkreis Weilheim weiter. Im Landkreis Landsberg beginnen die Kamerafahrten nach dem Terminplan am kommenden Montag.

Insgesamt 80 Fahrzeuge sollen eingesetzt sein, um Aufnahmen für den Kartendienst des Unternehmens anzufertigen. Die Daten sollen in erster Linie das Kartenmaterial verbessern, wie Apple erläuterte. Die Bilder könnten in Zukunft aber auch im neuen Panorama-Dienst Look Around zum Einsatz kommen; das ist Apples Konkurrenzangebot zu Google Street View. Dabei können Nutzer sich auf dem Bildschirm durch dreidimensionale Darstellungen von Straßenzügen bewegen. Gesichter und Autokennzeichen werden automatisch verpixelt.

Vor dem Start in Deutschland war Apple mit dem bayerischen Datenschutzbeauftragten in Kontakt. Apple selbst bietet eine Reihe von Kontaktmöglichkeiten, sollte jemand Bedenken gegen die Veröffentlichung von Bildern haben. Im Landkreis Starnberg fallen die Reaktionen bisher aber weniger kritisch, als vielmehr amüsiert aus.

Die Fahrzeuge sind neben Foto-Kameras mit Laser-Radaren ausgestattet, die ihre Umgebung in 3D abtasten. Die Fahrzeuge zeichnen zudem per GPS ihren Aufenthaltsort auf. Andere Daten werden laut Apple nicht erhoben. Der Start von Googles Street View Mitte 2010 wurde von der Debatte um das Recht auf Verpixelung nicht nur der Gesichter, sondern auch der Wohnhäuser überschattet. Die Straßenzüge deutscher Städte in dem Dienst weisen seither zahlreiche Lücken auf.

Wer nun vermutet, von der Kamera eines Apple-Autos aufgenommen worden zu sein und das Bild einsehen oder löschen lassen will, kann das bei dem Konzern unter anderem per E-Mail ( mapsimagecollection@apple.com) beantragen. In dem Schreiben müssen Antragsteller den Ort und den ungefähren Zeitpunkt der Aufnahme angeben.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4550287
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.08.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.