Süddeutsche Zeitung

Energiekosten:Warum die Münchner Stadtwerke keine Abschlagszahlungen einziehen

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Bei der Berechnung der neuen Strompreise kommt das Unternehmen nur schleppend voran. Die erste Abbuchung könnte für Kunden gepfeffert ausfallen.

Von Heiner Effern

Die Stadtwerke München (SWM) kommen mit ihrer Berechnung der neuen Strompreise, die auch die staatliche Kostenbremse berücksichtigen, nur schleppend voran. Im Moment hätte etwa ein Drittel der rund 900 000 Kunden das Informationsschreiben mit den entsprechenden Angaben erhalten, erklärte ein Sprecherin. Dort wird aufgeführt, wie sich die Preisbremse auswirkt, wie die rückwirkende Entlastung verrechnet wird und wie hoch der neue Abschlag ausfällt. So lange das Schreiben nicht zugestellt ist, setzen die Stadtwerke die jeweiligen Abschlagszahlungen der Kunden aus, weil die alten in der Regel zu hoch angesetzt sind.

Wer seinen Informationsbrief mit dem neuen Strompreis inklusive Bremse bekommen hat, müsse innerhalb von 17 Tagen damit rechnen, dass die erste der neu festgelegten Abschlagszahlungen eingezogen wird, sagte die Sprecherin. Zu diesem Zeitpunkt würden die Stadtwerke abbuchen. Sollte das nicht erfolgt sein, müsse es sich um Einzelfälle handeln. Diese würde man sich auf Wunsch ansehen.

Die zwei Drittel der Kunden, die noch nichts gehört haben, müssen sich offenbar zumindest teilweise noch länger gedulden, bis ihr Schreiben eingeht. "Wann der Prozess abgeschlossen ist, lässt sich nach heutigem Stand leider nicht verlässlich sagen", sagte die SWM-Sprecherin. Als Grund für die lange Umsetzungszeit nennt sie die "individuellen Abrechnungen in vielen Tarifkonstellationen" und der notwendigen technischen Systemanpassungen, die die Umsetzung der Preisbremsen "sehr anspruchsvoll" gestalten würden. Die SWM werden die Informationsschreiben nicht auf einen Schlag, sondern nach und nach versenden, "nicht zuletzt deshalb, dass wir bei Rückfragen gut erreichbar sind".

Für Kunden könnte plötzlich ein vierstelliger Betrag anfallen

Finanziell vorsichtig sollten Kunden sein, die noch Wochen oder gar Monate nichts von ihrem neuen Strompreis erfahren. Denn die erste Abbuchung oder fällige Überweisung für Selbstzahler könnte gepfeffert ausfallen. Denn solange der Infobrief nicht raus ist, verlangen die SWM keinen Abschlag und stellen keine Monats- oder Jahresrechnungen. Die Zahlung wird dann am Tag 17 nach Erhalt des Briefs auf einmal fällig. Oder man muss die Jahresrechnung auf einmal begleichen. Da könnten Kunden je nach Verbrauch plötzlich einen deutlich vierstelligen Betrag zahlen müssen.

Die SWM empfehlen, "für die Nachzahlung der ausstehenden Abschläge entsprechend Geld zurückzuhalten". Sollte die Rechnung Kunden finanziell überfordern, sollten sie die Stadtwerke kontaktieren, sagte die Sprecherin. Man könne über Hilfen wie einen Ratenplan oder eine Verschiebung des Zahlungstermins sprechen.

Bei all den Verzögerungen oder Unsicherheiten legen die Stadtwerke auf eine Feststellung wert. "Alle erhalten ihre finanzielle Entlastung in voller Höhe." Das gelte, obwohl wegen eines "Reparaturgesetzes", das der Bundestag für die Preisbremse plane, noch keine letzte Rechtssicherheit gegeben sei. Sobald es möglich sei, werde man die Preise ohnehin wieder senken, heißt es von den SWM.

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