Süddeutsche Zeitung

Sicherheitslage in München:Eingeschränkter Zugang

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Nach der Wiesn trifft die Polizei nun auch am Hauptbahnhof massive zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen. Reisende erreichen die Gleise nur noch über drei schmale Zugänge.

Susi Wimmer

Einen Tag, nachdem die Münchner Polizei das Sicherheitskonzept für die Wiesn drastisch verschärft hat, zieht auch die Bundespolizei nach: Der Münchner Hauptbahnhof ist nur noch über die drei großen Eingänge erreichbar, alle anderen Zugänge wurden abgesperrt. Gitter und Rolltore zwingen die Reisenden in kleine Korridore, wo verstärkt Personen- und Gepäckkontrollen stattfinden. "Wir haben keine neue, erhöhte Bedrohungslage", sagt Bundespolizei-Sprecher Berti Habelt, man habe nur auf das veränderte Lagekonzept der Münchner Polizei reagiert.

"Der Besitzer der Werkzeugkiste, die vor der Fundstelle abgestellt ist, möchte sofort kommen. Ich wiederhole! Der Besitzer..." Die Stimme aus dem Lautsprecher am Hauptbahnhof klingt dringlich, und wer in das Gesicht der uniformierten Beamten blickt, die überall auf dem Bahnhof präsent sind, der wird ein mulmiges Gefühl nicht los. An der Rolltreppe zur S-Bahn stehen drei Damen und Herren in Grün, über das Areal patrouillieren Beamte in Blau. "Wir haben Unterstützung von den Kollegen aus Berlin und Deggendorf", sagt Habelt. Das sei zum Oktoberfest so üblich - allerdings nicht in dieser Anzahl, räumt er ein.

Zwei Meter breite Rampe als Eingang Habelt steht vor dem Eingang an der Arnulfstraße, der momentan keiner mehr ist. Zumindest der Treppenaufgang ist mit Gittern verstellt, der Vorplatz quasi auf die Hälfte geschrumpft. Für die Taxifahrer, die dort ihren Standplatz haben, wird es eng. Nur über die etwa zwei Meter breite Rampe kommt der Fahrgast zum Bahnhof. Dasselbe Bild an der Bayerstraße: Eine Seite ist mit einem Rolltor verschlossen, daneben wieder Absperrgitter und ein schmaler Durchlass. Über dem Bahnhof kreist der Hubschrauber. Ebenfalls Routine, erklärt Habelt. Momentan fliegt er halt häufiger die Bahnstrecken ab, "das werden wir auch vermehrt in den Abendstunden haben."

Vor dem Eingang zu den Schließfächern stehen Touristen und schauen hilflos umher. Eine rote Flatterleine versperrt den Zugang. Hier ist Aufbewahren bis zum Ende der Wiesn verboten. Auch die Lieferanten, die die Betriebe am Hauptbahnhof versorgen, dürfen nur noch zu bestimmten Zeiten das Gelände anfahren und werden "zu 100 Prozent kontrolliert". Man werde natürlich versuchen, die Beeinträchtigungen für alle auf ein Minimum zu reduzieren, versichert Habelt. Und damit der München-Besucher beim Aussteigen aus dem Zug nicht gleich erschrickt, verzichten die Beamten der Bundespolizei im Gegensatz zu anderen deutschen Städten auf schusssichere Westen und Maschinenpistolen.

"So sicher wie seit langem nicht mehr" Derweil hat man sich rund um die Wiesn bereits nach einem Tag auf die neue Situation eingestellt. Dienstagfrüh sei es zu einem Stau bis zum Harras gekommen, sagt Polizeisprecher Peter Reichl, den habe man durch eine veränderte Ampelschaltung abmildern können. "Ansonsten nehmen die Bürger die Veränderungen recht gelassen." Am extra eingerichteten Bürgertelefon seien am ersten Tag mehr als 300 Anrufe eingegangen. Reichl: "Wir raten den Leuten, auf die Wiesn zu gehen, so sicher wie jetzt war es dort lange nicht mehr."

Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl erklärte, die Leute auf dem Oktoberfest fühlten sich durch die Polizeipräsenz "bestärkt in ihrem Sicherheitsgefühl". Polizeipräsident Wilhelm Schmidbauer versicherte, dass nur die Maßnahmen ergriffen werden, die auch wirklich nötig seien. Würde sich die Bedrohungslage verschärfen, dann "beinhaltet unser Sicherheitskonzept natürlich noch weitere Stufen".

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SZ vom 30.09.2009
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