Süddeutsche Zeitung

Sicherheit:"Aktion Sichere Wiesn" hat bereits 116 Frauen geholfen

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Von Franz Kotteder

Trotz einer leicht erhöhten Besucherzahl im Vergleich zum Vorjahr: Die Anlaufstelle der "Aktion Sichere Wiesn" hatte an den ersten acht Tagen des Oktoberfests exakt so viele Fälle zu bearbeiten wie im Jahr zuvor im selben Zeitraum, nämlich 116. Den stärksten Ansturm gab es am zweiten Samstag, da kamen 42 Wiesn-Besucherinnen zum "Security Point" im Servicezentrum der Stadt hinter dem Schottenhamel-Zelt. "So viele hatten wir noch nie an einem Tag", berichtet Kristina Gottlöber vom Organisationsteam, "das war seit Beginn der Aktion 2003 mit Abstand der Tag mit den höchsten Einsatzzahlen."

Die "Aktion Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen" wird hauptsächlich von drei Organisationen getragen: dem Verein Amyna, der sich für die Prävention von sexuellem Missbrauch einsetzt, dem Frauennotruf München und der Beratungsstelle Imma, unterstützt werden sie dabei von der Stadt. Auf der Wiesn sind sie täglich zwischen 18 und ein Uhr (samstags bereits von 15 Uhr an) mit einem Team von bis zu zwölf Beraterinnen tätig. Sie helfen Frauen in den unterschiedlichsten Notlagen.

Die weitaus häufigsten Fälle - etwa zwei Drittel - betreffen Frauen und Mädchen, die ihre Begleitung im Trubel verloren haben und dann nicht wissen, wie sie nach Hause oder in ihr Hotel kommen sollen. In vielen Fällen handelt es sich auch um Touristinnen, die zum Beispiel nicht mehr wissen, wo sich ihre AirBnB-Unterkunft befindet. Dann gehen die Beraterinnen mit fast schon detektivischem Spürsinn ans Werk und versuchen herauszufinden, wer da weiterhelfen kann. "Manchmal müssen wir auch dafür sorgen", so Theresa Schmeisz vom Frauennotruf, "dass unsere Klientinnen eine sichere Unterkunft für die Nacht bekommen." Gelegentlich hilft man auch mit einem Fahrdienst oder einem Taxi-Gutschein aus oder telefoniert gar mit Verwandten in Übersee, um weiterzuhelfen.

Hilfe nach sexuellen Übergriffen oder sexueller Gewalt bietet die "Aktion Sichere Wiesn" ebenfalls an. "In diesem Jahr hatten wir einen Fall von sexualisierter Gewalt sowie fünf Fälle von körperlicher Gewalt gegen Frauen", sagt Schmeisz, "im vergangenen Jahr waren das während des gesamten Fests jeweils neun Fälle." Der Rückgang ist wohl darauf zurückzuführen, dass die betroffenen Frauen sich inzwischen gleich an die Polizei wenden und Anzeige erstatten. Frauen kommen aber auch wegen Panikattacken in den "Security Point", wenn sie beispielsweise schon einmal Opfer sexueller Gewalt waren und sich im Gedränge auf der Wiesn daran erinnert fühlen. Auch dann helfen die Beraterinnen.

Es gibt aber auch Fälle, in denen die Not weniger geschlechtsspezifisch ist. So musste sich das Team in der vergangenen Woche auch um 16 Fälle von übermäßigem Alkoholgenuss kümmern und um zwei Fälle von Medikamentenmissbrauch. Hier arbeiten die Frauen auch mit dem Roten Kreuz zusammen.

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Quelle:
SZ vom 26.09.2017
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