Süddeutsche Zeitung

Sendling-Westpark:Kultur-Zelt auf dem Dach einer U-Bahnstation

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Von Berthold Neff, Sendling-Westpark

Eine glänzende Idee, ein echter Hingucker: Geradezu euphorisch haben die Mitglieder des Bezirksausschusses Sendling-Westpark auf den Plan reagiert, auf das Dach des U-Bahn-Eingangs am Partnachplatz ein bis zu 400 Quadratmeter großes Kultur- und Begegnungscafé samt Terrasse und Kleinkunstbühne zu setzen. Das Konzept dafür hat ihnen der Jung-Unternehmer Julian Hahn, der unter anderem das Café "Gans am Wasser" im Westpark betreibt, in der Sitzung am Dienstagabend vorgestellt.

Quer durch die Fraktionen stieß er damit auf große Zustimmung. "Das ist eine glänzende Idee, man sollte schnell prüfen, ob sie umsetzbar ist", sagte Dieter Meyer (CSU), der den Unterausschuss Parks und Grünanlagen leitet und Initiator Julian Hahn von dessen Bauwagen-Café am Mollsee kennt, das vor knapp drei Jahren eröffnete und seither im Bezirksausschuss schon öfter lobend erwähnt wurde.

Bei der Präsentation räumte Julian Hahn ein, dass die entscheidenden Gespräche zur Umsetzung des Dach-Cafés noch ausstehen. Erste Kontakte zu den Stadtwerken hat es schon gegeben, so Hahn, doch entscheidend wird sein, ob alle Behörden, die bei einem solchen Umbau mitreden müssen, einverstanden sind. Die Palette reicht von der städtischen Lokalbaukommission bis hin zur Regierung von Oberbayern, denn schließlich handelt es sich bei der U-Bahn-Station Partnachplatz um ein Verkehrsgebäude.

"Das wird eine ziemliche Herausforderung", sagte Hahn am Mittwoch zur SZ. Er zeigte sich erfreut, dass sein Vorschlag im Bezirksausschuss auf offene Ohren und geradezu Begeisterung gestoßen ist. Die positive Grundstimmung führt er auch darauf zurück, dass es im Viertel solche Angebote - ein Treffpunkt mit Kultur ohne Konsumzwang - noch nicht gibt. Hahn muss es wissen, denn der 26-Jährige ist in der Nähe des Partnachplatzes, an der Baderseestraße, aufgewachsen und wohnt bis heute dort.

Für die Besucher soll das Programm meistens kostenlos sein

Dass der Partnachplatz eine Frischekur - und einen Umbau - benötigt, hat man im Bezirksausschuss schon vor Jahren erkannt. Früh war den Stadtviertelvertretern auch klar, dass sich ein solcher Umbau an den Wünschen der Bürger orientieren muss. Ende November 2018 skizzierten die Anwohner bei einer Ideenwerkstatt, wie sie sich einen neuen, besseren Partnachplatz vorstellen. Die nun geplante Attraktion auf dem Dach des U-Bahn-Eingangs könnte dazu einen wichtigen Beitrag leisten, denn bisher lädt der Partnachplatz nicht zum Verweilen ein. Mit dem Treffpunkt in luftiger Höhe könnte sich dies ändern. Als nächstes will Hahn, der die Idee zusammen mit seinem Bruder Daniel (Bahnwärter Thiel, Alte Utting) sowie Florian Jund und Philipp Behringer verfolgt, eine Machbarkeitsstudie in Auftrag geben.

Es muss geprüft werden, ob die Statik des Gebäudes einen solchen Aufbau verkraftet, selbst wenn man dabei auf Leichtbauweise und einen "luftigen Charakter" (Hahn) setzt. Der Entwurf, der in Zusammenarbeit mit befreundeten Architekten (Otto Müller, Tobias Fink und Andrea Pavkovic) entstanden ist, muss nun auch technisch umgesetzt werden. Geplant ist, das Dach-Café durch zwei Treppen und einen Aufzug zu erschließen. Die festen Baukörper in Leichtbauweise könnten für die Wohnbauten im Nordwesten von Vorteil sein, weil sie den Verkehrslärm etwas abschirmen würden. Nach Osten, Süden und Westen würde sich das Café auf dem Dach zur Sonne hin öffnen, stets am Verlauf des Himmelskörpers orientiert.

Das Programm hingegen macht Hahn und seinen Mitstreitern kein Kopfzerbrechen. Für Besucher werde es meistens kostenlos sein, denn Eintrittsgelder würden "einem uneingeschränkten, kostenlosen Zugang zum Begegnungs-Café widersprechen", wie Hahn es in seiner kurzen Darstellung formuliert, die er im Bezirksausschuss verteilte. Und auch wenn er weiß, dass die entscheidenden Gespräche erst noch anstehen, zeigt er sich zuversichtlich: "Wir haben Lust auf dieses Projekt."

Die Hahns - damals Daniel Hahn - hatten vor Kurzem mit einem anderen Plan für Furore gesorgt. Sie wollten im 176 hohen Schornstein des Heizkraftwerks Süd an der Schäftlarnstraße ein Museum samt Café und Aussichtsplattform einrichten. Weil die Stadtwerke aber an diesem Standort die Geothermie ausbauen wollen und weil sie Bedenken wegen der Sicherheit hatten, wurde aus diesem Vorhaben nichts. Nun versucht man es in geringerer Höhe, kaum fünf Meter hoch.

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Quelle:
SZ vom 01.08.2019
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