Süddeutsche Zeitung

Royaler Besuch:Prinz Charles ist in München - nicht zum ersten Mal

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Zuletzt landete der britische Thronfolger vor mehr als 20 Jahren nur kurz und unfreiwillig auf dem Flughafen. Mit Diana hatte er in den Achtzigerjahren einen bejubelten Auftritt. Nun ist er mit Camilla da.

Von Jana Stegemann

Sein letzter Aufenthalt in München im Jahr 1998 war so unfreiwillig wie kurz. Weil der Flughafen in Salzburg die Maschine mit Prinz Charles an Bord aus Rücksicht auf schlafende Anwohner nach 23 Uhr nicht mehr landen lassen wollte, erteilte das Münchner Wirtschaftsministerium dem Sohn der britischen Queen kurzerhand eine Sondererlaubnis, im Erdinger Moos zu landen. Die Entscheidung, das Nachtflugverbot zu umgehen, verärgerte besonders den damaligen Gemeindesprecher von Hallbergmoos.

21 Jahre später nun kommt Prinz Charles wieder nach München, dieses Mal ist die Reise geplant. Der rote Teppich wird ihm am Donnerstag zwischen 13.30 Uhr und 15 Uhr auf dem Max-Joseph-Platz ausgerollt. CSU-Ministerpräsident Markus Söder und seine Ehefrau Karin Baumüller-Söder begrüßen die Gäste. Der erfolgreiche Nebenerwerbslandwirt und Öko-Liebhaber Charles will in München einen Bio-Bauernhof besuchen, seine zweite Ehefrau Camilla wird Opfer häuslicher Gewalt treffen. Am Abend gibt Söder für das Thronfolgerpaar ein Staatsbankett in der Residenz.

Für die 71-jährige Herzogin ist es die erste offizielle Reise nach Bayern, Charles war - seine mitternächtliche Landung nicht mitgezählt - bisher dreimal in München zu Gast. Seine Mutter Königin Elisabeth besuchte München hingegen nur ein einziges Mal, sie kam 1965 als erstes britisches Staatsoberhaupt nach dem Zweiten Weltkrieg in die Bundesrepublik. Das verzückte den bayerischen Ministerpräsidenten Alfons Goppel derart, dass er sie in München mit der bayerischen Hymne begrüßen ließ. Eine Provokation in Richtung Bonn.

Die größte mediale Aufmerksamkeit von Charles' etwa 30 privaten und offiziellen Deutschlandbesuchen erhielt eine Reise des heute 70-jährigen Thronfolgers, die bereits vor 32 Jahren stattfand und ihn damals auch für zwei Tage nach München führte. 1987 brachen Charles und Diana zu ihrem ersten gemeinsamen Deutschlandbesuch auf. Seit Monaten hielten sich da schon Gerüchte über Eheprobleme.

Das und die weltweite Beliebtheit der 26-jährigen Prinzessin trieb die Münchner und Münchnerinnen zu Tausenden auf die Straßen. Schnell war überall die Rede vom "herzlichsten Empfang der ganzen Reise". Die britische Boulevardzeitung Sun jubelte sogar voreilig im Anschluss: "Krauts, ihr habt diese Ehe gerettet!" Um dann zu fragen: "Was war es, das die beiden wieder zusammengeführt hat?" Das zweitägige Programm in und um München sicher nicht. Diana habe "fast gelangweilt" gewirkt, schreiben Journalisten nach dem Termin an der Bundeswehr-Universität Neubiberg.

Im Menü aus Putenbrust mit Krautsalat und Gemüsegratin habe sie "herumgestochert", den Orangentopfen nicht angerührt. Der Füllfederhalter versagt, als sich das Paar ins Goldene Buch der Universität eintragen will. "Das amüsiert nicht nur Diana", notieren Beobachter. Dennoch betonte der damalige Uni-Präsident: "Die Gegenwart dieser charmanten, entzückenden Prinzessin ist der glücklichste Tag in der kurzen Geschichte unserer Lehrstätte."

Zuvor stand für den 38-jährigen Charles die Tornado-Fertigung in Manching auf dem Programm, Diana besichtigte währenddessen Montessori-Schulen in Großhadern. Zur Rinderbesamungsanlage in Grub musste der Prinz alleine fahren, die Prinzessin erholte sich im Hotel. Später lobte Charles den Gasteig ("Sehr schön, dass sie Ziegel genommen haben und keinen Beton"). Für das Abendprogramm suchten die Verantwortlichen ausgerechnet die Mozart-Oper "Hochzeit des Figaro" aus - ein Stück, in dem sich ein blaublütiges Paar stundenlang streitet und hintergeht.

Und so kam es ja auch im echten Leben der Royals. Nach der Trennung von Lady Di 1992 tauchte der Prinz bei seinem zweiten, nur vierstündigen München-Besuch 1993 ohne die meistfotografierte Frau der Welt auf. Ebenso 1995, als er mittags mit Christian Ude über den Viktualienmarkt spazierte und abends die 2000 Operngäste 45 Minuten warten ließ. Gewünscht hatte sich der Prinz die Ehekriegsoper "Anna Bolena", historische Vorlage ist die Geschichte der britischen Königin Anne Boleyn, die auf Wunsch ihres Mannes geköpft wird.

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SZ vom 09.05.2019
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