Süddeutsche Zeitung

Prozess:36-Jähriger soll Schmuck im Wert von einer Million Euro gestohlen haben

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Von Andreas Salch

An seiner linken Hand trägt Vlada D. einen Kompressionshandschuh, sie wurde von einer Kugel aus einer Polizeipistole durchschossen. Seit diesem Montag sitzt der 36-Jährige auf der Anklagebank der 8. Strafkammer am Landgericht München I. "Alle haben Nutzen daraus gezogen, nur ich nicht", sagt er verbittert über die Einbruchserie in Solln, Ende Januar, Anfang Februar 2016, die er begangen haben soll. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei den Maschinentechniker aus Serbien bei einem Einbruch in Hamburg gestellt und verfolgt. Obwohl er sich längst auf den Boden gelegt habe, so berichtet Vlada D., habe ihm einer der Beamten in die Hand geschossen. Der Polizist soll später behauptet haben, er habe den Schuss versehentlich abgegeben. Für diesen Einbruch wurde D. zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Nun steht er wegen der Münchner Fälle erneut vor Gericht. Bei einem der Wohnungseinbrüche in Solln soll er in einem Anwesen an der Frans-Hals-Straße Schmuck im Wert von mehr als einer Million Euro gestohlen haben. Außerdem legt ihm die Staatsanwaltschaft sechs weitere Taten zur Last, bei denen er Preziosen und Bargeld in einer Höhe von rund 26 500 Euro erbeutet haben soll. Den Coup an der Frans-Hals-Straße sowie einen Einbruch an der Buchhierlstraßestraße streitet er jedoch ab. "Ich möchte nicht für fremde Taten verurteilt werden", sagte Vlada D. zu Richter Gilbert Wolf.

Das Bargeld, insgesamt rund 5400 Euro, habe er für sich behalten, gestand der 36-Jährige. Den weitaus größeren Teil der Beute, darunter Broschen, Ketten, Ohrringe und Armbanduhren habe er einem Hehler gegeben. Dafür habe er gerade mal zwischen 300 und 500 Euro bekommen. "So wenig?", fragte Richter Wolf. Dass seine Beute so wertvoll gewesen sei, habe er nicht gewusst, meint Vlada D. Er fühlt sich ausgenutzt. Auch von einem Bekannten in Serbien. Bei ihm habe er sich für einen Freund 10 000 Euro geliehen. Doch der habe den Betrag nicht zurückzahlen können, so D. Jetzt wolle sein Bekannter das Geld von ihm. Der Mann habe ihm schon angedroht, ihn zu verprügeln, sollte er das nicht tun. Eigentlich sei er im Januar 2016 nach München gekommen, weil er das Kind seiner Bekannten habe sehen wollen, so D. Als der Kreditgeber in Serbien erfahren habe, dass er in Deutschland sei, habe er ihm erneut gedroht. Daraufhin habe er den Entschluss gefasst, in Wohnungen einzubrechen.

Die Polizei geht davon aus, dass D. einen Komplizen hatte und auch für den Einbruch an der Frans-Hals-Straße und eine weitere Tat verantwortlich ist. Bei seiner Vernehmung habe der Angeklagte Täterwissen offenbart, erklärte eine Beamtin. Außerdem sei das Handy ausgewertet worden. Daraus ergebe sich, dass damit zum Zeitpunkt der Tat an der Frans-Hals-Straße telefoniert wurde. Der Prozess wird fortgesetzt.

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Quelle:
SZ vom 02.10.2018
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