Süddeutsche Zeitung

Polizei:Mord nach 27 Jahren aufgeklärt

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Mann aus Unterhaching wurde offenbar Opfer eines Schwerkriminellen aus Bosnien

Von Andreas Schubert

27 Jahre nach einem Mord in Unterhaching hat die Mordkommission des Polizeipräsidiums München den Fall gelöst. Die Spuren führten nach Bosnien-Herzegowina, in die Hauptstadt Sarajevo. Der mutmaßliche Täter wurde mit einer Suche in der DNA-Datenbank ausfindig gemacht. Doch der zur Tatzeit 21-jährige Benan D. ist seit 2014 tot. Nach Aussage von Herbert Linder, dem Chef der Mordermittler, war der Bosnier in seinem Heimatland in der organisierten Kriminalität aktiv und wegen Brandstiftung und versuchten Mordes angeklagt. Der DNA-Abgleich zeigte laut Polizei, dass Benan D. "ganz offensichtlich" der Mörder war.

Eberhard K., das Opfer, war zur Tatzeit im Mai 1990 48 Jahre alt. Als Nachbarn sich Sorgen machten, weil sein Briefkasten überquoll und sie ihn zwei Wochen nicht mehr zu Gesicht bekommen hatten, gingen sie mit einem Schlüssel, den sie von K. zum Blumengießen bekommen hatten, in die Wohnung und machten eine schreckliche Entdeckung. K. lag spärlich bekleidet am Boden, mit einem Kabel erdrosselt und übersät mit Messerstichen.

Der Versicherungskaufmann lebte in Unterhaching und hatte offenbar Kontakte zu homosexuellen Strichern. Laut Linder waren damals in diesen Kreisen viele Männer aus dem damaligen Jugoslawien unterwegs. Ob Benan D. dieser Szene zuzuordnen ist, lasse sich allerdings heute nicht mehr sagen. Der Polizei war er bis vor Kurzem nicht bekannt.

Auch der damalige Freund des Opfers stammte aus Jugoslawien. Gegen ihn wurde seinerzeit ermittelt, doch der Tatverdacht erwies sich als unbegründet. So landete der Fall in den Akten, bis die Münchner Polizei 2016 über das Landeskriminalamt weitere Suchläufe mit den vorhandenen Fingerspuren im europäischen Ausland startete und schließlich auf Benan D. stieß. Über das Motiv lasse sich heute nichts mehr sagen, so Linder. Zwar gab es damals Hinweise darauf, dass die Wohnung des Opfer durchsucht worden war; ob es sich um einen Raubmord oder einen eskalierten Streit handelte, bleibt offen.

Der jetzt gelöste Fall ist einer von knapp 100 Altfällen seit 1960, mit denen die Mordkommission zu tun hatte. Doch wie Linder bedauert, fehlt es in München an Personal, um sich diesen Altfällen intensiv zu widmen.

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Quelle:
SZ vom 05.08.2017
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