Süddeutsche Zeitung

Planegg:Freie Fahrt am Stau vorbei

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Ein Fahrradschnellweg soll Planegg mit der Münchner Innenstadt verbinden. Wo genau die Trasse durch das Würmtal verläuft, steht noch nicht fest. Jetzt konnten die Bürger dem Landratsamt dazu Vorschläge machen

Von Rainer Rutz, Planegg

Dass Planegg und Martinsried genügend Fahrradwege haben, kann man nun wirklich nicht behaupten: Nach wie vor dominieren die Autostraßen, und das gilt auch für die meisten Wegebeziehungen mit anderen Gemeinden des Würmtals oder des Landkreises München. Vor allem aber fehlt es an Direktwegen in die Innenstadt. Trotz aller Bemühungen der Kommunen, mehr Radwege zu bauen, tut sich unterm Strich viel zu wenig. Das soll sich nun ändern. Stadt und Landkreis München sowie der Landkreis Starnberg arbeiten an einer neuen Radschnellverbindung von der Münchner Innenstadt über Planegg bis nach Starnberg. Jetzt wurden Möglichkeiten für einen Radkorridor in den Würmtalgemeinden vorgestellt. Im Kupferhaus sprachen am Freitagabend dazu vom Landkreis beauftragte Fachleute; die Bürger konnten anschließend Wünsche und Anregungen vorbringen, um Tangenten-Trassen etwa zwischen Kirchheim, Oberhaching und Planegg möglichst bald, wie es hieß, zu schaffen.

Im Würmtal geht es konkret um eine Direktverbindung zwischen Planegg und Starnberg einerseits und Planegg und der Münchner Innenstadt andererseits, den sogenannten Korridor 11. Gemeinden und Landkreis wollen bis Mitte nächsten Jahres den politischen Gremien Vorschläge machen, wie diese vier Meter breiten, möglichst gradlinig verlaufenden Radschnellverbindungen aussehen könnten. Das beauftragte Büro aus Köln kennt sich mit derartigen Radautobahnen - ein Begriff, den die Planer nicht gerne hören - gut aus: In ganz Europa, vor allem im Norden, gibt es derartige Verbindungen seit Jahren. Martina Reece vom Landratsamt sagte, solche Schnellwege hätten "große Bedeutung für Gesundheit und Umwelt: Wir wollen eine hohe Qualität der Wege mit ausgeprägten Pendlerbeziehungen." Lena Erler und Dahlia Busch vom Planungsbüro Via gaben Details: Maximal Tempo 30 soll erlaubt sein, auch vorhandene Erschließungsstraßen sollen einbezogen werden, das angepeilte Ziel seien rund 2000 Radler pro Tag. Erlaubt sind auf den Strecken auch Elektroräder und E-Roller.

In der Diskussion wurden vor allem Bedenken laut, ob sich die doch sehr unterschiedlichen Verkehrsteilnehmer miteinander vertragen werden. Gemeinderat Peter von Schall-Riaucour (parteilos) sprach das an und erhielt die Antwort: "Damit werden wir umgehen müssen." Auch Christian Haugg (FDP) hat so seine Zweifel, "dass zum Beispiel Familien mit Kleinkindern da mitspielen können". Die Planer entgegneten, alles sei eine Frage der gegenseitigen Rücksicht: "Radschnellwege sind ein Angebot für alle." Man habe anderswo nur gute Erfahrungen gemacht. Im Übrigen würde die Höchstgeschwindigkeit von Tempo 30 "sehr selten erreicht". Vorgeschlagen wurde eine Trassenführung neben Bahngleisen, was aber, so wurde gesagt, wegen des notwendigen Sicherheitsabstands schwer umsetzbar sei: "Da fehlen dann auch Grundstücke." Zwischen 500 000 und zwei Millionen Euro wird ein Kilometer Strecke kosten.

Anschließend konnten Bürger auf großen Schautafeln ihre Ideen einbringen und machten davon auch rege Gebrauch. In den nächsten Monaten werden die Vorschläge geprüft, die Strecken abgefahren und danach der Öffentlichkeit vorgestellt. Dann geht es in die politischen Gremien.

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Quelle:
SZ vom 20.05.2019
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