Süddeutsche Zeitung

Festkonzert:Zwei Leben für die Musik

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Die Bayerische Kammerphilharmonie feiert in der Münchner Musikhochschule den 125. Geburtstag von Paul Ben-Haim.

Von Egbert Tholl

Am 5. Juli 2022 jährt sich der Geburtstag des in München geborenen Komponisten Paul Ben-Haim zum 125. Mal. Anlässlich dieses Jubiläums findet an diesem Tag ein Festkonzert im großen Konzertsaal der Musikhochschule (Arcisstraße 12, 19 Uhr) statt. Die Bayerische Kammerphilharmonie spielt unter der Leitung von Gabriel Adorján selten aufgeführte Werke für Streichorchester wie Ben-Haims "Concerto for Strings" aus dem Jahr 1947 oder die "Pastorale variée" von 1945. Das Konzert erfolgt in Kooperation mit dem Ben-Haim-Forschungszentrum, einer Initiative der Musikhochschule und der Landeshauptstadt München. Diese wurde im März 2020 gegründet und untersucht die Geschichte und die Musik verfolgter Komponistinnen und Komponisten sowie die jüdische Musikkultur während und nach der Zeit des Nationalsozialismus mit Schwerpunkt im süddeutschen Raum.

Paul Ben-Haim wurde 1897 in München als Paul Frankenburger geboren. Er besuchte das Wilhelmsgymnasium, studierte beim Bruckner-Schüler Friedrich Klose an der Münchner Musikhochschule. Sieben Jahre lang wirkte Frankenburger höchst erfolgreich als Kapellmeister in Augsburg. Aufgrund massiver antisemitischer Anfeindungen emigrierte er 1933 nach Palästina, wo er seinen Nachnamen in Ben-Haim ("Sohn Heinrichs") änderte. Dort wurde er zu einer der einflussreichsten Personen für das Musikleben Palästinas und die Entwicklung eines israelischen Nationalstils, Zubin Mehta etwa dirigierte immer wieder seine Werke. Aus seiner rund 70-jährigen künstlerischen Tätigkeit gingen über 250 Kompositionen für nahezu alle Gattungen hervor, die trotz großer Aufführungserfolge heute selten zu hören sind.

Doch auch mit Hilfe des Forschungszentrums beginnt sich dies zu ändern. Bis zu seiner Emigration nach Palästina komponierte Paul Frankenburger im romantischen Stil, schrieb Lieder zu Gedichten von Goethe, Mörike oder Heine. In Israel, nun als Ben-Haim, empfand er diesen Stil als wenig angebracht. Nun drangen sephardische Melodien in seine Werke, vertonte er biblische Texte und Gedichte zeitgenössischer jüdischer Schriftsteller und ließ sich von der Melodik und Rhythmik jüdischer und arabischer Lieder beeinflussen.

Festkonzert zum 125. Geburtstag Paul Ben-Haims, 5. 7., 19 Uhr, Musikhochschule, Arcisstraße 12, Großer Konzertsaal, Karten über www.muenchenticket.de und an der Abendkasse erhältlich

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