Süddeutsche Zeitung

Partyzone am Flaucher:Die Isar gehört allen

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Die Münchner haben sich ihre Isar zurückerobert. So bedauerlich es ist, wenn einige wenige am Flaucher Flaschen zerdeppern und einen Tick zu laut sind, so klar ist auch: Die Anwohner müssen damit leben, dass die Jugend im Sommer am Flussufer feiern will.

Ein Kommentar von Thierry Backes

München im Sommer, das sind: zwei Kumpel, die sich nach der Arbeit am Kiosk an der Reichenbachbrücke ein Bier holen und sich an die Isar setzen; Mütter, die ihre Kinderwagen den Fluss entlang schieben; Jugendliche, die sich in der Abendsonne ein Stück Fleisch auf den Grillrost am Flaucher legen. München im Sommer, das ist die wohl lebenswerteste Stadt der Welt - nicht zuletzt, weil die Politik über viele Jahre viele Millionen in das Projekt Isar-Renaturierung investiert hat.

Die Münchner haben sich ihren Fluss zurückerobert. Das klingt erst mal nach einem vollen Erfolg, doch München, das ist nun mal auch die spießige Isarmetropole, in der es vielen am liebsten wäre, wenn der Spaß schon im Keim erstickt würde. Wenn irgendwer irgendwo ein wenig feiert, stehen bei der Polizei und den Bezirksausschussvorsitzenden die Telefone nicht mehr still.

So ist es Jahr für Jahr, wenn die Urbanauten ein paar Tonnen Sand für ihren Kulturstrand aufschütten. So ist es, wenn auf dem Königsplatz ein international bekannter DJ die Regler aufdreht. Und so ist es auch, wenn Tausende Münchner zum Grillen an die Tierparkbrücke pilgern.

Um nicht missverstanden zu werden: Ja, es gibt ein Problem am Flaucher. Jugendliche randalieren im Schutze der Dunkelheit, sie zerdeppern Bierflaschen, an deren Scherben sich andere verletzen. Hier sind Stadt und Polizei weiter gefordert, sie müssen die Griller (noch) mehr sensibilisieren, und wahrscheinlich braucht es auch mal Verwarnungen und Bußgelder, um die Uneinsichtigen zur Raison zu bringen.

Aber mehr bitte auch nicht: Ein Grillverbot wäre verheerend für das Münchner Lebensgefühl. Wer sich die alten Papiere zur Isar-Renaturierung durchliest, der findet dort viel über das Thema Hochwasserschutz. Aber auch das Ziel, eine "höhere Qualität für Freizeit und Erholung" zu schaffen. Das ist den Planern offensichtlich gelungen. Und das ist ein Grund zur Freude.

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Quelle:
SZ vom 24.07.2013
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