Süddeutsche Zeitung

Wiesn in München:Rassistische Motive auf dem Oktoberfest werden übermalt

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Die Debatte um die Fassadenbemalung einer Wurfbude und eines Karussells hat ein Ende: Politik und Schausteller verständigten sich darauf, dass die Motive geändert werden. Die Kosten tragen nun doch die Budenbetreiber.

Von Joachim Mölter

Drei Monate vor Beginn des Oktoberfests ist die seit dem Frühjahr schwelende Debatte um rassistische und sexistische Motive auf Fahrgeschäften erledigt. Im interfraktionellen Wiesn-Arbeitskreis einigten sich die Vertreter des Stadtrats und des Wirtschaftsreferats am Donnerstag mit den betroffenen Schaustellern darauf, die beanstandeten Motive zu ändern. "In den letzten Wochen wurde im Hintergrund viel gesprochen und nach Lösungen gesucht", resümierte die Zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden (Grüne): "Es freut mich, dass es jetzt eine einvernehmliche Lösung gibt."

Habenschaden war die treibende Kraft in der Diskussion gewesen, sie hatte gefordert, die als diskriminierend empfundenen Abbildungen auf einer Wurfbude und einem Karussell nicht länger zu tolerieren. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) hatte die Malereien hingegen lange als "Kunst" verteidigt, ehe er seinen Widerstand aufgab. Bei den Motiven handelte es sich einmal um einen schwarzen Mann, der einer weißen Frau unter den Rock schaut, und das andere Mal um eine von Urwaldbewohnern umgebene Frau, der das Bikini-Oberteil weggerissen wird. Diese Bilder werden nun entfernt.

Nicht nur Habenschaden lobte in diesem Zusammenhang die Besitzer der beiden Vergnügungsbetriebe als "sehr kooperativ". Klaus Peter Rupp, einer der beiden SPD-Vertreter im Wiesn-Arbeitskreis, würdigte, dass die Betreiber selbst konstruktive Vorschläge für die Umgestaltung eingebracht hatten. Und Wiesn-Stadträtin Anja Berger (Grüne) fand: "Man muss ihnen von Herzen danken, dass sie aufgeschlossen waren und mitgemacht haben."

Zumal die Schausteller die Kosten ja nun alleine tragen müssen, und die sind nicht gerade gering. Bemalen und Lackieren der Wagen dürfte sich auf einen fünfstelligen Betrag belaufen. Berger betonte, dass man den Betreibern nicht unterstellen wollte, absichtlich rassistische Motive verwendet zu haben: "Das war ihnen nicht bewusst." Man habe sie auch nicht von der Wiesn ausschließen wollen, was existenzgefährdend hätte sein können. Insofern sei sie über diese Lösung nun "froh und erleichtert", sagte Berger.

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