Süddeutsche Zeitung

Oberschleißheim:Sanierungskosten von Regattaanlage explodieren

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Von Sebastian Winter, München

Die Sanierung der Olympia-Regattastrecke in Oberschleißheim wird erheblich teurer als ursprünglich veranschlagt. Laut einer Beschlussvorlage, über die der Stadtrat an diesem Mittwoch abstimmen soll, beläuft sich die Summe alleine für den ersten von zwei geplanten Bauabschnitten auf etwas mehr als 61 Millionen Euro. Nach der Kommunalwahl 2020 soll nach SZ-Informationen entschieden werden, wann und in welchem Umfang der zweite Bauabschnitt umgesetzt wird; hierfür muss mit einer weiteren höheren zweistelligen Millionensumme gerechnet werden, womit sich die Gesamtkosten auf an die oder gar mehr als 100 Millionen Euro belaufen könnten. Ursprünglich war die Stadt München von etwa 40 Millionen Euro Gesamtkosten ausgegangen. Die Planungen stockten allerdings jahrelang. Und als die geschichtsträchtige Anlage mit ihrer monumentalen Tribüne 2018 unter Denkmalschutz gestellt wurde, mussten die Konzepte wieder überarbeitet werden - ein Grund für die Kostenexplosion.

Alleine die Instandsetzung der maroden Tribünenanlage, die wegen des Denkmalschutzes nicht mehr abgerissen werden darf, kostet knapp 15 Millionen Euro, die Renovierung der Bootshallen beläuft sich auf rund 15,5 Millionen, das Jurygebäude auf knapp elf Millionen, für die Außenanlagen mit Becken, Brücken und Stegen fallen weitere gut 15 Millionen Euro an. Mit den Bauarbeiten soll im Frühjahr 2021 begonnen werden. Im Jahr darauf sollen die Ruderwettkämpfe der Multisport-Europameisterschaft "European Championships" auf der Anlage stattfinden, in den Jahren danach weitere internationale Spitzensportveranstaltungen, wie beispielsweise 2024 ein Ruderweltcup.

Diese globale Ausrichtung fand bislang die meisten Befürworter auf Vereins- und politischer Ebene, zumal die Regattaanlage seit den Olympischen Spielen 1972 europaweit zu den besten Ruder-Standorten zählt. Allerdings wurden sie von der Entscheidung, die Regattaanlage im Sommer 2018 unter Denkmalschutz zu stellen, ziemlich überrascht. Die Folge war, dass ein viertes Planungskonzept erarbeitet wurde, das die drei bestehenden Entwürfe inzwischen ausgestochen hat.

Dieses Konzept sieht vor, die Einfachsporthalle und das Teilnehmerhaus mit 42 Betten zu sanieren und den Tribünenkomplex soweit herzurichten, dass künftig 2500 Zuschauer Platz finden. Außerdem soll aus dem Jurygebäude ein Verwaltungs- und Vereinszentrum mit Büro- und Ergometerräumen werden. Der Start- und Zielturm, die Streckentürme, Steganlagen, die Toiletten, Bungalows und das Kassenhaus sollen saniert werden. All diese Anlagen sind inzwischen knapp 50 Jahre alt. Die ursprünglich geplante Sport- und Bildungsstätte mit 110 Betten werde laut der Beschlussvorlage "sportfachlich in dieser Größe nicht benötigt, ein wirtschaftlicher Betrieb ist nicht gesichert". Auch eine ebenfalls angedachte Zweifachsporthalle wird es demzufolge nicht geben.

Dafür haben die Münchner Stadtrats-Fraktionen dem Vernehmen nach Zustimmung zum Projekt Sanierung der Olympiaregattaanlage signalisiert. Auch sie wollen, dass das einstige Schmuckstück im Münchner Norden wieder glänzt und Spitzensportler anlockt, anstatt weiter vor sich hinzugammeln.

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Quelle:
SZ vom 06.11.2019
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