Süddeutsche Zeitung

Münchens Oberbürgermeister:Dieter Reiter - ein Sozialdemokrat, der die Kanzlerin lobt

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Dieter Reiter steht am Ende seines ersten vollen Amtsjahres. Mitunter überschritt der Münchner Oberbürgermeister sogar absichtlich seine Befugnisse. Zeit für eine Bilanz, wie die Macht einen politischen Menschen verändert.

Von Heiner Effern und Dominik Hutter

Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter hat sein bundesweit beachtetes Engagement für Flüchtlinge seinem Bauchgefühl zu verdanken. Es sei darauf angekommen, das Thema Menschlichkeit in den Vordergrund zu stellen, erklärt der 57-jährige SPD-Politiker im Interview mit der Süddeutschen Zeitung - so sei er als Wirtschafts- und Finanzfachmann plötzlich zur "Leitfigur bei diesem ursozialdemokratischen Thema" geworden. Dass auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ähnlich über die Flüchtlingsfrage denkt, freut Reiter: "Ich hätte nie gedacht, dass ich als Sozialdemokrat die CDU-Kanzlerin einmal loben würde."

An die Macht, die die bayerische Gemeindeordnung den Oberbürgermeistern zugesteht, hat sich Reiter inzwischen gewöhnt. "Es wird zunehmend zum Alltag. Vor anderthalb Jahren hätte ich mich mit einigen Entscheidungen noch schwerer getan."

Macht, die der OB "faktisch nicht hatte"

Eine echte Zäsur sei die Schließung der heillos überfüllten Flüchtlingsunterkunft in der Bayernkaserne gewesen, die Reiter im Herbst 2014 eigenmächtig verfügt hatte, ohne dafür legitimiert gewesen zu sein. "In diesem Moment habe ich Macht ausgeübt, obwohl ich diese faktisch nicht hatte."

Mit dem Bündnis mit der CSU, das 2014 die langjährige rot-grüne Koalition in München abgelöst hatte, ist Reiter sehr zufrieden. Eine Millionenstadt brauche eine stabile Mehrheit. Eine Zusammenarbeit mit kleinen Parteien wie der ÖDP, die einst von Teilen der SPD favorisiert wurde, könne dies mangels Zuverlässigkeit des Juniorpartners nicht bieten. Schließlich hätte die ÖDP schon kurz nach der Wahl wegen eines einzigen Themas, des Kohlekraftwerks im Münchner Norden, gesagt, dass spätestens jetzt die Koalition gescheitert wäre. "So kann man nicht verantwortlich regieren."

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