Süddeutsche Zeitung

Nymphenburg:Verformte Räder sind schuld an lauter Tram

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Mit den neuen Avenio-Zügen kam der Krach: In Nymphenburg beschweren sich Anwohner der Linie 17 über lautes Dröhnen und wackelndes Geschirr in den Schränken. Nun kennt man die Ursache.

Von Andreas Schubert

Irgendwann hatten die Bewohner des Gemeinschaftszentrums Integriertes Wohnen in Nymphenburg genug von Lärm und Vibrationen. Vor ihrer Haustür verkehrt die Tram-Linie 17 - und weil die Räder der Züge unrund laufen, machen sie gehörigen Krach. Der Leiter der Einrichtung, Josef Billeriß, schilderte schließlich dem Bezirksausschuss die Nöte der Senioren, die ihm von lauten Dröhngeräuschen und sogar wackelndem Geschirr in den Küchenschränken berichtet hatten.

In der Tat haben die in Österreich gefertigten, und erst seit anderthalb Jahren endgültig zugelassenen Avenio-Züge des Herstellers Siemens eine Schwachstelle: die Laufflächen der Räder.

Diese sogenannten Radreifen aus Metall verformen sich mit der Zeit, die genaue Ursache dafür sei nicht bekannt, sagt Matthias Korte, Sprecher der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Man vermute aber, dass die Verformungen beim Bremsen entstehen können.

Fest steht: Wegen der fehlerhaften Räder vibriert die ganze Tram, das Geräusch überträgt sich über die Luft auf die Häuser. Das gefrorene Erdreich der vergangenen Wochen habe die Übertragung dieser Emissionen noch begünstigt, sagt Korte. Der Hersteller der Züge arbeite intensiv an der Ursachenforschung.

"In der Zwischenzeit werden die Räder in unseren Werkstätten bearbeitet, um die auftretenden Unrundheiten immer wieder zu entfernen." Allerdings könne nicht jedes betroffene Fahrzeug sofort bearbeitet werden, weil die Züge für den Linienbetrieb benötigt würden und nicht immer freie Werkstattkapazitäten zur Verfügung stünden.

Um die Situation zu verbessern, sollen an allen acht Avenio-Zügen nach und nach neue Räder aus einem anderen Material montiert werden. Auch die bereits bestellten 22 neuen Avenio-Trams werden bereits mit neuem Radmaterial ausgeliefert. Dann, so hofft die MVG, sei das Problem gelöst. "Fast jeder Zug hatte seine Kinderkrankheiten", sagt Korte. Eine Münchner Straßenbahn fährt pro Jahr etwa 80 000 Kilometer. Diese Belastung lasse sich im Vorfeld nicht simulieren.

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Quelle:
SZ vom 06.03.2017
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