Süddeutsche Zeitung

Derblecken auf dem Nockherberg:Respekt für den neuen Söder

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Der bayerische Ministerpräsident würdigt die Arbeit seines Bühnen-Doubles Thomas Unger und sagt: "Meiner Frau hat es auch gefallen." Welche Schauspielerinnen und Schauspieler sonst noch in ihren Politiker-Rollen überzeugten.

Von René Hofmann

Nein, alles war nicht zu aller Zufriedenheit. Trotz des warmen Applauses im Saal. Trotz des großen Staunens über manche Überraschung. Und trotz der zahllosen Komplimente, die nachher ausgetauscht wurden. Aber mit dem eigenen Double war Markus Söder äußerst zufrieden. "Feuertaufe bestanden" und "das hat er sehr gut gemacht", so urteilte der Ministerpräsident nach dem Nockherberg-Singspiel über Thomas Unger.

Der 53-Jährige hatte eine besondere Herausforderung zu bestehen. Nach 15 Jahren übernahm er am Nockherberg die Söder-Rolle von Stephan Zinner. Nach dem fehlerfreien Auftritt gestand Unger Nervosität ein: "Aber die verfliegt mit jedem Satz, der es stolperfrei aus dem Mund schafft." Söders Sprache war für ihn eine besondere Aufgabe. Unger wurde in München geboren, Söder in Nürnberg. Zum Franken zu mutieren sei schwierig, räumte der Franke ein und spendete Anerkennung: Zinner habe ihn immer als Stürmer und Dränger gespielt, Unger habe der Figur nun die inzwischen nötige Reife angedeihen lassen. An den Anblick könne er sich gewöhnen: "Jetzt hat er gerade angefangen. So zehn Jahre soll er schon haben", sagte Söder über seine eigenen und damit auch Ungers Nockherberg-Perspektiven. Immerhin: "Meiner Frau hat es auch gefallen."

Ob ungehobelter Naturbursche oder feinsinniger Klosterbruder: In TV-Filmen hat Unger seine Wandlungsfähigkeit schon bewiesen. Am Nockherberg war es sein erster Auftritt. Große Routine dort hat dagegen Nikola Norgauer: Ursula von der Leyen, Natascha Kohnen und Andrea Nahles hat sie schon parodiert. Und seit diesem Jahr dürfte endgültig feststehen, dass sie in jede Rolle schlüpfen kann. "Super" lobte Söder ihre Darstellung von Olaf Scholz, und auch der noch größere Scholz-Experte Dieter Reiter pflichtete bei: "Wer seine Gestik und Mimik wirklich kennt, der muss sagen - das war extrem gut."

Maier? Müller? Huber? So, wie es dem CSU-Generalsekretär Martin Huber im Singspiel erging (selbst sein Chef Markus Söder wirft den Namen dort ständig durcheinander, weil er ihn offenbar kaum kennt), ging es auch Roland Schreglmann bei der Vorbereitung auf seine erste Nockherberg-Rolle: Er musste sich an seine Figur erst heranarbeiten. "Ich hab's googeln müssen", bekannte er freiweg am BR-Mikrofon, als er gefragt wurde, ob er gewusst habe, wer dieser Martin Huber eigentlich sei. Reden von Huber seien viele zu finden, so Schreglmann, aber halt kaum Bewegtbilder. In Hubers Social-Media-Angeboten wurde er schließlich fündig, erst diese Woche habe er dort eine Sequenz entdeckt, an der er sich die typische Handhaltung habe abschauen können. "Sensationell" fand das der echte Martin Huber: "Mir hat's Spaß gemacht."

Ähnlich begeistert von seinem Double Stefan Murr zeigte sich Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger: "Er hat's hervorragend gemacht. Fast besser als das Original." Er erwäge, Murr nun als Double für Wahlkampfauftritte zu engagieren. Was der Freie-Wähler-Chef dabei allerdings bedenken sollte: Murr hat am Nockherberg in der Vergangenheit auch schon Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU), Florian Pronold (SPD) und Andreas Scheuer (CSU) gegeben - und für die meisten ging es danach karrieremäßig eher bergab.

Ein inzwischen bewährtes Duo bilden Sina Reiß und Katharina Schulze. "Was für eine Frauenpower", lobte die Fraktionschefin der Grünen ihr Double: "Sie hat die Insel voller Männer so aufgemischt, wie es sich gehört." Als Schulze sang Reiß auf der Bühne mit Verve gegen die "Pimmelpolitik" an, und was ihr danach dazu einfiel, hätte so auch von Schulze kommen können: "Ich liebe dieses Lied einfach. Das spricht vielen Frauen aus der Seele, von denen ich mir heute im Saal noch ein paar mehr gewünscht hätte." Zumindest von einer Frau gab's dafür direktes Lob. "Meine Mama hat mir schon eine Whatsapp geschickt: ,Du/sie war großartig'", sagte Schulze.

Ebenfalls ein eingegroovtes Gespann bilden inzwischen Gerhard Wittmann und Dieter Reiter. "Ich mag das einfach, wie er mich spielt. Das ist sensationell", lobte der Münchner Oberbürgermeister sein Lookalike, das dieses Mal mit Grubenlampe und im Untertage-Overall in den Farben des Münchner Kindls daherkam und sich regelmäßig mit einer Schaufel auf die Bühne hoch grub. "Da muss man gut Yoga können", meinte Wittmann zu dieser Form der Darstellung eines OB im Untergrund.

Alles fein also? Nicht ganz. Eine Figur gefiel zumindest einem nicht wirklich, was allerdings eher politische als schauspieltechnische Gründe haben könnte. David Zimmerschied, der Neffe des Kabarettisten Sigi Zimmerschied, gab sein Nockherberg-Debüt als CDU-Chef Friedrich Merz. Äußerlich kam er seinem Vorbild so nahe, dass CSU-Chef Markus Söder Unwohlsein empfand: "Das war nicht optimal. Das trifft es nicht, Friedrich Merz so leicht trottelig darzustellen. Das hätte man auch anders machen können, kraftvoller." Ja, fand auch Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger: Ihm habe Merz so aber schon sehr gut gefallen.

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