Süddeutsche Zeitung

Hertzkammer:Elektronische Schonkost 

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Als Parra for Cuva verbindet Nicolas Demuth sanfte Beats mit eingängigen Melodien.

Von Vivian Harris

Ernährungsberater empfehlen, in den ersten Tagen nach einer mehrwöchigen Fastenkur nicht direkt wieder auf die normalen Essgewohnheiten umzustellen. Lieber solle man sich langsam, mit leicht verdaulichen Lebensmitteln herantasten, um die Verdauung vorsichtig zu reaktivieren. Dabei möchte man gerade nach langer Abstinenz wahrscheinlich, dass es knallt, kalorienmäßig. Gäbe es ein Konzertfasten - und das gab es, verharmlost ausgedrückt, die vergangenen zwei Jahren wohl wirklich -, würde man sich bei seinem ersten Konzert vermutlich auch diesen Knall wünschen, den musikalischen. Das kommt zwar auch auf Genre und Lieblingskünstler an, aber wummernde Bässe, imposante Lichtshows und Reizüberflutung sind da sicher keine schlechten Ausgangspunkte. Vielleicht kommt es aber auch eher darauf an, Musik wieder mal zu spüren.

Einer, dem das besonders gut gelingt, ist Nicolas Janco Demuth. Ganz ohne zu übertreiben, ohne Schnickschnack oder Schockfaktor. Stattdessen mit gut durchdachten Klangteppichen und intelligenten Rhythmen, die sich intensiv und gleichzeitig leicht bekömmlich anfühlen. Auf der Bühne nennt sich der Göttinger, der mittlerweile in Berlin lebt, Parra for Cuva. Eine Wortschöpfung, die so viel wie "Zwischen den Welten" bedeuten soll. Zwischen Klassik, Jazz und Indie findet er schon früh seinen ganz eigenen Zugang zu elektronischer Musik. Die Tracks des heute 31-Jährigen grenzen sich klar vom harten Techno seiner Wahlheimat ab. Sie verbinden House- und Downtempo-Elemente mit Akustik-Instrumenten, Synthesizern und einer eingängigen Melodik. Die gefühlvolle Art, mit der er Musik macht, hat Parra for Cuva vor allem eine international Fanbase eingebracht: Auf Spotify hat er monatlich fast zwei Millionen Zuhörer, die meisten davon aus London oder Amsterdam.

Dieses Wochenende ist Demuth in München unterwegs und legt am Samstag in der Muffathalle auf. Wer jetzt immer noch unschlüssig ist, ob das erste Konzert nach zweijähriger Abstinenz eine intensive Partynacht oder ein sanftes Herantasten sein soll, kann dort ja einfach beides auf einmal probieren: musikalische Schonkost mit gefühlvoller Wucht.

Parra for Cuva, Samstag, 21. Mai, 20 Uhr, Muffathalle, Zellstr. 4

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