Süddeutsche Zeitung

Nach Hundeattacke:Her mit dem Hunde-Führerschein!

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Nach der Attacke eines Schäferhunds auf zwei Mädchen, ist es leicht, nach Leinenzwang oder strengerer Registrierung zu rufen. Wirklich hilfreich wäre etwas anderes.

Kommentar von Karl Forster

Er will ja nur spielen. Oder: Das Problem ist der Mensch, nicht der Hund. Oder: umgekehrt. Es gibt viele Weisheiten zum Thema Hund und Mensch. Auch wenn es nur Binsenweisheiten sind, ein bisschen was ist natürlich an allen richtig, ein bisschen was aber eben leider auch falsch. Und wenn, wie nun im Bogenhausener Park Grüntal geschehen, ein Schäferhund zweimal hintereinander kleine Kinder anfällt und die Hundeführerin (ob sie auch die Besitzerin ist, weiß man noch nicht) keinen Finger rührt, dann ist da etwas ganz schwer falsch gelaufen.

Es ist ja so, dass Hunde in der Großstadt eigentlich wesentlich besser mit ihresgleichen und auch mit fremden Menschen zurecht kommen. Man muss nur mal in dörflicher Umgebung mit seinem Hund spazieren gehen, dann wird einem oft schnell deutlich, dass dort wesentlich mehr Aggressivität herrscht als etwa auf der Hundewiese zwischen Monopteros und Milchhäusl.

Die Erklärung ist einfach: Weil im Englischen Garten und ähnlichen städtischen Grünflächen ein deutlich höheres Hundeverkehrsaufkommen herrscht, sind hier Hund und Halter - meistens - recht geschult im Umgang miteinander. Doch gilt dummerweise auch hier eine sehr treffliche Binsenweisheit: Deppen gibt es überall. Und wenn es dann zu solchen Vorfällen kommt wie unlängst, hält meist der Schuldige die Leine in der Hand.

Die Schilderung der Zeugen jedenfalls ist eindeutig: Hier war eine Person mit einem Schäferhund zugange, die nicht nur keine Ahnung hat von diesem Tier, sondern auch keine von ganz normalem Sozialverhalten.

Es ist deshalb wohlfeil, nach diesem Vorfall nach mehr Leinenzwang oder strengerer Registrierung potenziell gefährlicher Hunderassen zu rufen. Sinnvoller wäre die Verpflichtung zu einem Hundeführerschein, und zwar ungeachtet der Größe des Tieres. Die Stadt München hat ja Leinenzwang für Hunde ab 50 Zentimeter Risthöhe eingeführt. Doch auch ein schlecht erzogener Dackel kann Böses anrichten, ein Pitbull liegt meist deutlich unter diesem halben Meter. Wenn der Mensch nicht gelernt hat, wie er seinen Hund beherrscht, sind beide eine Gefahr für die Öffentlichkeit: Herr und Hund.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2017
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