Süddeutsche Zeitung

Musikszene:Aus für das Loft im Werksviertel

Lesezeit: 2 min

Von Karl Forster

Das kleine Wort "Zwischen" hat seine Tücken. Denn man weiß nie, wie groß dieses "Zwischen" ist. Beim "Loft" an der Friedenstraße direkt östlich des Ostbahnhofs hat dieses "Zwischen" nun gut 30 Jahre auf dem Buckel, und zwar in der Kombination als "Zwischennutzung". Doch diese Nutzung geht nun zu Ende, unwiederbringlich und sehr zum Bedauern von Nutzern jeder Art.

Als da wären: die Pächter Michael Simeonidis und Karlheinz Hein vom Verpächter (derzeit die Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung MGS), die Tagesmieter von den Pächtern (meist Münchner Bands) und die Gäste dieser Mieter, das Publikum der Bands. Man kann also sagen, dass am 30. September 2018 eine Win-Win-Win-Situation ihr Ende findet. Dass dies sehr schade ist, erklärt sich von selbst.

Eigentlich, das nur zum schwachen Trost, hätte das Loft seine Bestimmung als multifunktionaler Hort Münchner Feierkultur schon mit dem letzten Maitag dieses Jahres verloren. Aber vielleicht war es Zufall, vielleicht auch nicht, jedenfalls änderten die nun für die weitere Verwendung zuständigen Institutionen justament ihre Meinung, als die Süddeutsche Zeitung bei ihnen telefonisch nachfragte, wie es mit eben dieser nahen Zukunft denn nun aussehe.

Und da erfuhr man vom künftigen Verwerter des Anwesens, einem Ableger des Elektronikkonzerns Rohde & Schwarz, der R&S Immobilienmanagement GmbH, dass man dem Betrieb im Loft eine Gnadenfrist bis Ende September gewähre. Dann ist Schluss mit der Feierei an der Friedenstraße. Aus, basta.

Das Bittere an der Beendigung dieser für die Münchner Musikszene so charmanten Zwischennutzung: Hier vertreibt eine Kultur die andere. Denn das alte Gebäude, es steht ja unter Denkmalschutz, gehört zum hier neu zu schaffenden Werksviertel, dessen Zentrum der neue Konzertsaal (vor allem) für die BR-Symphoniker werden soll. Das ganze Areal rund um den einstigen Kunstpark Ost wird in diese Planungen mit einbezogen, da bleibt natürlich auch dieses einzigartige Modell der Feierkultur im Loft nicht verschont.

Günstiger Ort für unbekannte Bands

Es war ja nicht nur der Charme der alten Gemäuer, in denen man ungestört und, noch wichtiger, mangels Nachbarn ohne jemanden zu stören, organisierten Lärm machen konnte. Durch den Ostbahnhof bestens verkehrstechnisch angebunden, konnten hier vor allem Bands, für die in den ohnehin wenigen Münchner Livebühnen kein Platz war, für günstige Tagesmiete inklusive organisierte Flüssigverköstigung ihren Fans zeigen, was sie draufhaben.

Für 250 Euro pro Abend aufwärts (je nach Zusatzservice) standen zwei bis zu 170 Quadratmeter große Säle mit Bühne und Grundequipment zur Verfügung, der größere im Parterre, ein kleinerer, aber etwas lauschigere im ersten Stock. Die Toiletten dazwischen sind im besten Sinne der Notdurft zumindest notdürftig in Schuss, aber (zu Beginn der Veranstaltungen) immer sauber und mit entsprechender Ausrüstung versehen, sprich Papier.

Was nun künftig mit dem hübschen, villenähnlichen Gebäude im Rahmen des neuen Kulturviertels geschehen soll, ist noch unklar. Manche munkeln, es könnte hier wieder eine Partylocation entstehen. Doch wie man München so kennt, werden die Bedingungen dann nicht mehr ganz so sein, wie sie waren während der 30 Jahre Zwischennutzung.

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Quelle:
SZ vom 15.05.2018
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