Süddeutsche Zeitung

Azubiwerk:Bezahlbarer Wohnraum für Auszubildende

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Für Lehrlinge ist es oft schwierig, eine günstige Bleibe in München zu finden. Die grün-rote Rathauskoalition will das nun ändern.

Von Catherine Hoffmann

Die grün-rote Rathauskoalition will die Wohnsituation junger Menschen verbessern. Mit der Gründung eines städtischen Azubi-Werks wollen Grüne und SPD/Volt bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende schaffen, wie sie dem Stadtrat in einem gemeinsamen Antrag vorschlagen. Dazu soll in der Vollversammlung an diesem Donnerstag ein Grundsatzbeschluss gefasst werden. "Das Thema beschäftigt uns schon lange", sagt Simone Burger, wohnungspolitische Sprecherin der SPD-/Volt-Fraktion. "Nicht nur Studierende tun sich schwer auf dem Münchner Wohnungsmarkt, auch Auszubildende." Mit ihren befristeten Verträgen und niedrigen Löhnen sei es für sie besonders schwierig, eine bezahlbare Bleibe zu finden, zumal auch die Eltern oft nicht das nötige Geld für eine Bürgschaft hätten, wie sie viele Vermieter verlangen. Während Studierende aber vom Studentenwerk unterstützt würden, gebe es etwas Vergleichbares für Auszubildende noch nicht.

Grün-Rot plant ein breit angelegtes Sozialwerk, das sich nicht nur um die Schaffung günstiger Wohnungen kümmert, sondern den Auszubildenden in ihrem "Münchner Azubi-Werk" auch Mitbestimmung ermöglicht. "Die Bewohnerinnen und Bewohner sollen eigene Hausräte bestimmen und ein Budget bekommen, das sie frei einsetzen können, etwa für Urban Gardening oder Bierbänke", sagt Burger. Zudem soll ein "Beirat der Ausbildung" eingerichtet werden, der bei beruflichen oder sozialen Fragen hilft. Noch ist offen, ob das Azubi-Werk als Stiftung, städtische Gesellschaft oder in einer anderen Organisationsform gegründet wird. Eine der beiden städtischen Wohnungsbaugesellschaften Gewofag und GWG soll sich um Bau, Ankauf sowie Unterhalt entsprechender Wohnmöglichkeiten kümmern.

Ein paar Hundert Apartments für 42 000 Azubis

Das Azubiwerk richtet sich an alle Auszubildenden der klassischen dualen Berufsausbildung, der Berufsfachschulen, der Techniker-, Fach- und Meisterschulen und der Fachakademien, also potenziell an derzeit mehr als 42 000 Lehrlinge. Voraussetzung für eine Bewerbung ist, dass der Lehrbetrieb in München liegt und dass die Azubis mindestens 18 Jahre alt sind. Schon heute gibt es Standorte für Lehrlingswohnungen. Bereits 2018 hat die Stadt gemeinsam mit der Gewofag am Innsbrucker Ring 118 Apartments für junge Auszubildende geschaffen. Die Pauschalmiete für ein 21 Quadratmeter großes Apartment beträgt 496 Euro im Monat. An dieser Miete beteiligen sich die Unternehmer mit einem Zuschuss von 180 Euro, für den Azubi bleiben also 316 Euro.

Weitere 211 Wohnungen sollen am Hanns-Seidel-Platz im Jahr 2023 fertiggestellt werden. In Freiham wird gerade ein Standort geplant. Neu beantragt die Rathauskoalition jetzt, an der Leibengerstraße in Riem ein Modellprojekt für Azubi-Wohnungen auf den Weg zu bringen. Geplant ist, dass das Azubiwerk Belegrechte an den Objekten Hanns-Seidel-Platz, Freiham und Leibengerstraße erwirbt. Die Wohnungen selbst bleiben im Eigentum der Gewofag, die auch das komplette Vermietgeschäft übernimmt. Ein Drittel der Wohnungen soll an städtische Azubis vergeben werden, ein Drittel an Münchner Unternehmen und ein weiteres Drittel direkt an Lehrlinge - mit der Zusage des Ausbildungsbetriebs, sich an den Kosten zu beteiligen.

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