Süddeutsche Zeitung

Wirtschaft in München:Das Messegeschäft belebt sich

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Nach zwei schwierigen Corona-Jahren, in denen viele Ausstellungen abgesagt werden mussten, lief es 2022 überraschend gut. Der Ausblick ist allerdings verhalten - nicht zulezt wegen hoher Energiepreise und Lieferschwierigkeiten.

Von Catherine Hoffmann

Nach zwei verlustreichen Jahren hat sich das Geschäft der Messe München 2022 gut erholt. Die Besucher- und Ausstellerzahlen liegen aber immer noch unter den Rekorden der Vor-Corona-Zeit. Mit 40 eigenen und 90 Gastveranstaltungen erreichte die Messe drei Viertel des alten Besucherniveaus. Die beiden Geschäftsführer Reinhard Pfeiffer und Stefan Rummel, die seit 1. Juli 2022 an der Spitze des Unternehmens stehen, erwarten für dieses Jahr einen positiven Abschluss.

"Raus aus der Corona-Krise, rein ins Messegeschäft - das war unsere Devise, als wir im Sommer angefangen haben", sagt Stefan Rummel. Tatsächlich kamen überraschend viele Gäste aus aller Welt nach München, keine Selbstverständlichkeit im dritten Pandemie-Jahr. Vor allem Messen zu Investitionsgütern und neuen Technologien seien gut besucht gewesen. Die Bergbau- und Baumaschinenmesse Bauma sowie die Electronica, auf der sich die Elektronikbranche trifft, fanden zu alter Größe zurück und belegten beinahe das gesamte Gelände in Riem. Wichtiger noch: Die Aussteller berichteten von Riesengeschäften, mache sogar von den besten, die sie jemals auf einer Messe gemacht hätten.

"Immer dann, wenn es um komplexe, erklärungsbedürftige Produkte geht, sind Messen unglaublich gefragt", sagt Rummel. "Und dann gibt es Konsumgütermessen - die tun sich schwer." Das gilt zum Beispiel für die Sportartikelmesse Ispo. Viele Marken verkaufen ihre Trikots und Fußballschuhe heute direkt an die Kunden und brauchen keine Händler mehr. Damit gibt es weniger Aussteller und auch weniger Besucher. Erschwerend kommt hinzu, dass Energiekrise, Inflation und Krieg vielen Menschen die Freude an kostspieligen Sportarten verderben. Und so blieben viele Aussteller wie das US-Unternehmen "The North Face" und etliche europäische Skihersteller der Ispo fern.

Insgesamt kann sich die Bilanz für das laufende Jahr aber sehen lassen. Die Messe erwartet einen Umsatz von mehr als 400 Millionen Euro und einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von mehr als 100 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2021 betrug der Umsatz lediglich 127,2 Millionen Euro, statt eines Gewinns wurden 33,0 Millionen Euro Verlust gemeldet. Die guten Ergebnisse im laufenden Jahr seien allerdings auch auf einen Sondereffekt zurückzuführen: Drinktec und Laser World of Photonics waren aus dem Corona-Jahr 2021 in das Jahr 2022 verschoben worden.

Pfeiffer und Rummel warnen vor zu großen Erwartungen an die beiden kommenden Jahre, 2023 und 2024 dürften die Ergebnisse nicht an 2022 heranreichen. Grund dafür sei die schwache Konjunktur; die Wirtschaft leide unter den Folgen der Pandemie, anhaltenden Lieferschwierigkeiten und hohen Energiepreisen. Zudem sei der Messekalender nicht mehr so gut gefüllt.

In der Digitalisierung sieht das Management Chancen

Chancen sieht das Management in der Digitalisierung. So werde zum Beispiel der physischen Messe Bau die digitale Bau Insights zur Seite gestellt. Auf dieser Plattform können Aussteller ihre Produkte und Dienstleistungen Besuchern, insbesondere Architekten, online an 365 Tagen im Jahr präsentieren.

An Bedeutung gewinnt auch der Trend zur Nachhaltigkeit, der für die Messe München inzwischen strategische Bedeutung habe. "Wir wollen bis 2030 klimaneutral sein", sagt Rummel. "Dafür sind Energiemix und Abfallkonzept entscheidend." So arbeite man daran, Müll zurück in die Stoffkreisläufe zu lenken. Auch soll der Energiemix besser werden. Deshalb könnte die Solaranlage auf dem Dach bald durch eine Wärmepumpe oder ein Windrad ergänzt werden.

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