Süddeutsche Zeitung

S-Bahn München:Landkreise fordern bessere Bedingungen für Pendler

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Von Andreas Schubert, München

Eine S-Bahn, die in der Nacht mehrere Stunden nicht fährt, Taktlücken, nicht ausgebaute Strecken: Die Landräte der acht Verbundlandkreise im MVV halten dies alles nicht mehr für zeitgemäß und lassen bei der Verbesserung des S-Bahn-Angebots deshalb nicht locker. Schon vor drei Jahren hatten sie dem damaligen bayerischen Verkehrsminister Joachim Herrmann (CSU) in einem Positionspapier ihre Forderungen dargelegt. Am Montag haben sie nun der neuen Verkehrsministerin Kerstin Schreyer (CSU) die Fortschreibung dieses Positionspapiers überreicht. Es trägt den etwas sperrigen Titel "Zukunftsperspektiven für den Schienenpersonennahverkehr aus Sicht der Verbundlandkreise".

Zwar habe der Freistaat einige Vorschläge der Landkreise aufgegriffen und lasse nun potenzielle Baumaßnahmen auf ihre verkehrliche Wirkung prüfen - dazu zählt zum Beispiel der S-Bahn-Nordring. Doch die Landräte betonen, dass sich ihre alten Forderungen zwischenzeitlich nicht erledigt haben. Sie setzen sich nach wie vor dafür ein, dass sich S-Bahnen künftig nicht mehr Gleise mit Regional- und Güterzügen teilen müssen. Sie fordern außerdem weiterhin, und zwar "unverzüglich" wie es in dem Papier heißt, ein konkretes Betriebskonzept der S-Bahn nach der Fertigstellung der Stammstrecke.

Zur Erinnerung: Bisher ist tagsüber ein durchgehender 15-Minuten-Takt vorgesehen, der Zehn-Minuten-Takt zur Rushhour mit den Verstärkerzügen fiele weg. Die klare Position der Kreise: Es dürfe nicht zur Verschlechterung oder zu "Unwuchten" beim S-Bahnangebot kommen. "Die Landkreise stehen hierzu für Abstimmungsgespräche bereit und fordern diese ein", schreiben die Landräte, die ihrem Papier im Übrigen eine fünfseitige Auflistung der Taktlücken im S-Bahn-System angehängt haben, die es zu schließen gelte.

Neu im Papier ist die "sofortige und dauerhafte Verbesserung der Pendlersituation", was eine Reaktion auf die Ausfälle der Taktverstärker Ende vergangenen Jahres und die Einschränkungen durch Baustellen ist. Hier müsste dringend gegengesteuert werden.

Was die Landräte noch stört, ist das ständige Ringen um die Finanzierung von Projekten. "Finanzierungshürden sind mitunter das hartnäckigste und, gerade in Zeiten voller Kassen, gleichzeitig am wenigsten nachvollziehbare Umsetzungshindernis dringend erforderlicher Maßnahmen", so die Landräte. "Angesichts der Dringlichkeit der verkehrlichen Situation im Großraum München, aber auch des Klimaschutzes, dürfen verkehrlich sinnvolle und notwendige Maßnahmen zur Verbesserung und zum Ausbau der Schiene im Großraum München nicht mehr an Finanzierungshürden scheitern." Es brauche deshalb eine weitblickende Planung, die eine Infrastruktur ermöglicht, die auch späteren Generationen gerecht wird.

Darüber hinaus haben die Landkreise eine ganze Liste an Handlungsfeldern ausgemacht, wo sie Verbesserungsbedarf sehen. Nach wie vor zählen sie die Fahrgastinformation dazu, die Fahrzeugverfügbarkeit, die Angebotsverbesserung bei den Regionalzügen oder die Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln. Dass dies zum Beispiel auch Seilbahnen sein könnten, ist in dem Papier explizit erwähnt.

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SZ vom 10.03.2020
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