Süddeutsche Zeitung

Gaststätte in Haidhausen:Traditionslokal bleibt wegen Streits geschlossen

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Seit mehr als drei Jahren ist das "Unionsbräu" in Haidhausen nach einem Wasserschaden eine Baustelle. Die Stadt wollte den Pächter mit einer Räumungsklage loswerden, ohne Erfolg. Wann das Lokal wieder öffnet, weiß niemand.

Von Patrik Stäbler

Als die Stadt München im Frühjahr 2015 nach langer Suche einen Pächter für das "Unionsbräu" gefunden hatte, da war das dem Kommunalreferat sogar eine Pressekonferenz wert. Bei dieser wurde der neue Wirt Igor Divjak in den Räumen der Haidhauser Traditionsgaststätte der Öffentlichkeit vorgestellt - "der Termin ist auch für Fotografen geeignet", hieß es damals.

Selbiges würde heute sicher niemand mehr sagen, denn das "Unionsbräu" macht aktuell einen jämmerlichen Eindruck. Die Gaststätte ist seit gut drei Jahren geschlossen. Auf der Baustelle im Gebäudeinneren, wo die Folgen eines Wasserschadens behoben werden müssen, wurde zuletzt im Frühjahr 2021 gearbeitet. Grund für den Stillstand ist ein Rechtsstreit zwischen der Stadt und dem Pächter. Letzteren wollte das Kommunalreferat per Räumungsklage loswerden, die das Landgericht München I jedoch abgewiesen hat. "Die Stadt hat gegen dieses aus ihrer Sicht fehlerhafte Urteil Berufung eingelegt", teilt eine Sprecherin des Kommunalreferats mit. Derweil wertet Anwalt Sandro Wendnagel, der den Pächter vertritt, die Entscheidung des Gerichts als Erfolg für seinen Mandanten. Dieser erwäge nun seinerseits juristische Schritte gegen die Stadt, damit diese die Bauarbeiten im Gebäude wieder aufnimmt.

Für die Menschen in Haidhausen bedeutet das: Sie müssen sich wohl noch längere Zeit gedulden, bis das "Unionsbräu" zu einem Ort wird, "wo alle von 18 bis 80 gerne zum Essen, Trinken und Ratschen zusammenkommen". Diese Hoffnung äußerte Ende 2015 der damalige Kommunalreferent Axel Markwardt, als Igor Divjak das Gasthaus nach drei Jahren Leerstand wieder eröffnete. Doch die gute Stimmung bei Vermieterin und Pächter verdüsterte sich schnell.

So kam es zu diversen Streitigkeiten zwischen der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GWG, der das "Unionsbräu" gehört, und dem Wirt; auch vor Gericht trafen sich beide Seiten mehrfach. "Ich hatte mit der Stadt nur Stress und Ärger", kommentierte Divjak seine Zeit im "Unionsbräu", die Anfang 2020 zu Ende ging. Da veräußerte er die GmbH, die als Mieterin des Lokals auftritt, an jenen Mandanten von Sandro Wendnagel, der sich nur über seinen Anwalt äußert und anonym bleiben möchte.

Sein Mandant habe im Corona-Lockdown viel Geld für die Modernisierung des "Unionsbräu" in die Hand genommen, sagt Wendnagel. Doch dann wurde Ende 2020 ein Wasserschaden im Gebäude festgestellt. In der Folge habe man zunächst "eine einvernehmliche Vertragsauflösung mit dem Mieter angestrebt", teilt das Kommunalreferat mit. "Nachdem eine gütliche Lösung nicht gefunden werden konnte, musste aus verschiedenen Gründen die Kündigung des Mietverhältnisses ausgesprochen werden."

"Die Stadt will offenbar bewusst einen Pächter rausdrängen"

Diese Gründe überzeugten das Landgericht München I jedoch nicht. "Die Stadt hat im Verfahren nichts vorgebracht, was eine Kündigung rechtfertigen könnte", sagt Sandro Wendnagel. Er wirft dem Rathaus vor, in der Auseinandersetzung "ein erbärmliches Bild" abzugeben. "Die Stadt will offenbar bewusst einen Pächter rausdrängen, indem sie ihn pleite gehen lässt." Dabei sei sein Mandant nach wie vor gewillt, im "Unionsbräu" eine Gastwirtschaft mit asiatischer Küche zu eröffnen, bekräftigt Wendnagel. "Es ist sein großer Traum, so ein großes Lokal zu führen."

Hierzu müssten jedoch erst mal die Baustelle wiederbelebt und die Räume saniert werden. Auf die Frage, wann dies geschehen soll, antwortet die Sprecherin des Kommunalreferats: "Da (noch) ein Mietverhältnis besteht, ist die Stadt derzeit nicht im unmittelbaren Besitz der Flächen." Und weiter: "Es wird geprüft, ob dennoch eine Instandsetzung betrieben werden kann."

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