Süddeutsche Zeitung

Gewalt in Regionalliga-Fußballspiel:Zweifel am Vorgehen der Polizei

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Wegen eines umstrittenen Banners setzten Einsatzkräfte Pfefferspray und Schlagstöcke beim Spiel Türkgücü gegen den FC Bayern München II ein. Nun fordern die Landtags-Grünen, den Vorfall gründlich aufzuklären.

Von Martin Bernstein und Christoph Leischwitz

Dem Abbruch der Partie zwischen Türkgücü München und dem FC Bayern München II am vergangenen Samstag scheint ein langes Nachspiel zu folgen - sowohl sportlich als auch politisch. Max Deisenhofer, sportpolitischer Sprecher der Grünen im Landtag, hatte nach dem Polizeieinsatz gegen Bayernfans wegen eines umstrittenen Banners eine sogenannte kleine Anfrage an die Staatsregierung gestellt. Die Antwort enttäuscht ihn nun.

"Die Staatsregierung hat es leider versäumt, zur Aufklärung der Vorfälle in Heimstetten beizutragen", kritisiert Deisenhofer. Ein echter Grund für das gewaltsame Auftreten der Polizei, die mit mehr als 50 Beamten im Einsatz war und im Fanblock Pfefferspray und Schlagstöcke einsetzte, sei nach wie vor nicht ersichtlich. Das Banner mit dem Schriftzug "FC Bayern-Fanklub Kurdistan", das den Einsatz ausgelöst haben soll, trug keinen verbotenen Inhalt. Die Polizei verweist in ihrer Antwort auch auf keine Straftaten, bevor sie die Zaunfahne entfernte. Allerdings soll beim ersten Versuch ein Ordner leicht verletzt worden sein. Abgebrochen wurde das Spiel letztlich auch gar nicht wegen des Banners, sondern erst rund eine Viertelstunde später.

Weiter heißt es in der Antwort der Staatsregierung, die Einsatzleitung habe eine Sicherstellung des Banners angeordnet, um "eine weitere Eskalation der Situation und in der Folge ein unkontrolliertes Aufeinandertreffen der Fanlager auf dem Spielfeld zu unterbinden". Dies sei eine "abenteuerliche Rechtfertigung eines übertriebenen und offensichtlich aus dem Ruder gelaufenen Polizeieinsatzes", meint Deisenhofer. Da sich die Polizei bereits auf dem Spielfeld befand, war eine Eskalation mit Fans auf der gegenüberliegenden Haupttribüne nicht zu erwarten. Augenzeugen berichteten der SZ, es habe zu keiner Zeit Gefahr bestanden, dass Fangruppen aufeinander losgehen würden. Lediglich einige Ordner von Türkgücü hätten emotional auf das Banner mit der kurdischen Fahne reagiert.

Während die Staatsregierung erklärte, dass wegen des Verdachts der Körperverletzung sowie Sachbeschädigung gegen sieben Anhänger des FC Bayern München ermittelt werde, erklärte Deisenhofer: "Diese Stellungnahme des Innenministeriums bestätigt vielmehr unsere Zweifel am Vorgehen der Polizei. Wir fordern jetzt erst recht eine vollständige Aufarbeitung und werden weitere Landtagsanfragen stellen."

Die sportlichen Konsequenzen des Vorfalls sind noch nicht absehbar, für die Regionalliga Bayern handelt es sich um einen Präzedenzfall. Für kommende Woche ist eine mündliche Verhandlung anberaumt.

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