Süddeutsche Zeitung

The Foundry:Trinkkultur aus einem Guss

Lesezeit: 2 min

The Foundry an der Müllerstraße ist eine klassische Bar geworden - für ein ebenso klassisches Publikum.

Von Franz Kotteder

Was ist die Suche nach einer Bar gegen die Gründung einer Bar? So könnte man in Abwandlung des Zitats "Was ist der Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?" aus Brechts Dreigroschenoper fragen, wenn man die Vorgeschichte von The Foundry hört.

Die Zahnärzte Oliver Jäger und Patrick Rountree haben auf diesem Gebiet so ihre Erfahrung. Als sie in der näheren Umgebung ihrer Praxis schmerzlich eine schicke Kaffeebar vermissten, eröffneten sie vor bald zehn Jahren zusammen mit dem Barkeeper Marco Beier vom Padres um die Ecke ganz einfach eine eigene: Die Patolli Kaffeebar an der Sendlinger Straße 62, die abends dann zu einer Cocktailbar mutiert. "Da steckten wir viel Geld rein", erzählt Oliver Jäger, "befreundete Gastronomen meinten damals, das würden wir nie wieder reinkriegen".

Das werden sie jetzt vermutlich wieder sagen. Denn The Foundry, Luftlinie 250 Meter entfernt vom Patolli, ist eine rundum edle, sehr klassische Bar geworden. Und natürlich wieder so ein Herzensprojekt, das die Betreiber - erweitert um den vierten Gesellschafter David Ortner - am liebsten zu ihrem Wohnzimmer machen würden.

Früher war hier an der Müllerstraße 51 die Bar Drunken Dragon, ein Ableger des gehobenen Chinesen Hutong Club aus Schwabing. Bei großzügiger Auslegung erinnern auf der Speisekarte immerhin die japanischen Gyoza-Teigtaschen, gefüllt mit Blutwurst, Chorizo und grünem Apfel (7,50 Euro), an die asiatische Vergangenheit. Ansonsten auf der Karte, unter anderem: Ceviche von der Lachsforelle (13,00), Wachtel Wings (12,00), Entrecote (26,00) und Seeteufel (22,00).

Die Räume wurden komplett runderneuert. Vorne versammelt man sich auf bequemen Barhockern um den glänzenden Messingtresen. Die Deckenverkleidung aus Aluminiumschmuckgittern kam gerade noch rechtzeitig per Luftfracht aus Frankreich, und bei den kleinen Tischchen an den gemütlichen Sitzecken aus schwarzen Samtsofas musste man auch noch ein bisschen improvisieren, wie Oliver Jäger verrät. Aber man sieht es dieser Bar nicht an, bei der viel Liebe zum Detail im Spiel war. So auch beim prächtigen Wandgemälde der Künstlerin Daniela Viveros im mexikanischen Mural-Stil, hinten im Separee.

Es zeigt einen Fabrikarbeiter in einer Gießerei. Letzteres ist auch die deutsche Übersetzung des Namens der Bar: The Foundry. "Im Glockenbachviertel gab es mal viele Gießereien", so Jäger, "daher der Name". Ein Freund aus der Gastro-Szene schenkte dem Quartett zur Eröffnung sogar eine alte Schiffsglocke, die angeblich im Viertel gegossen wurde und von einem Kriegsschiff aus dem Zweiten Weltkrieg stammen soll, auf dem die Besatzung gemeutert hatte. "Wilde Geschichte", so Jäger, "die ist so gut, dass wir sie lieber erst mal nicht hinterfragen".

Als gesichert darf hingegen gelten, dass die Cocktails mehr als solide sind. Vom fruchtigen Vineyard über den klassischen Moscow Mule bis hin zum Swimming Pool (mit Gummientchen!), einer hübschen Variation des Klassikers von Charles Schumann, hier mit geklärter Milch, und diversen Pisco-Drinks ist einiges geboten. Auch zu mehr als soliden Preisen zwischen elf und 15 Euro. Man sieht: Ist aber auch nicht so, dass hier nur Zahnärzte ihre Lieblingsbar finden könnten.

The Foundry , Müllerstraße 51, 80469 München, Telefon: 089/21529517, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag 17 Uhr bis open end

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