Süddeutsche Zeitung

Theater:Ein Räumchen fürs Rühmchen

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Wieland Schwanebeck hat aus der Begegnung von Charlie Chaplin und Orson Welles die Boulevardkomödie "Slapstick" gemacht. Sie ist nun im Teamtheater zu sehen.

Von Yvonne Poppek

Von dem Titel sollte sich niemand irre führen lassen: "Slapstick". Viel davon steckt nämlich in dem gleichnamigen Abend im Teamtheater nicht drin. Zwei-, dreimal rutscht jemand aus, stößt sich das Haupt, ein kleines Kämpfchen gibt's. Das war's. Allerdings geht es in Wieland Schwanebecks kleiner Boulevardkomödie auch nicht darum, möglichst viele körperlich-komische Effekte zu erzielen. Das 2021 uraufgeführte Stück nährt sich eher von den pointenreichen Dialogen, die der 1984 geborene Autor da hineingeschrieben hat. Diese gehen unter anderen zwischen Slapstick-Star Charlie Chaplin und Orson Welles hin und her. Die beiden sind sich einst begegnet, Chaplins Film "Monsieur Verdoux" basiert auf einer Idee Welles. Schwanebeck hat um die Begegnung herum nun seine Dialoge erfunden.

Zweimal treffen die großen Filmemacher bei ihm aufeinander, 1941 und 1947. Beim ersten Mal ist Chaplin der in die Jahre gekommene Star, der in einer Schaffenskrise steckt, Welles ein aufstrebender Regisseur, der ihn für einen Film gewinnen will. Chaplin pflegt eine Liebschaft mit der Schauspielerin Joan Barry, beim zweiten Zusammentreffen ist diese Affäre längst beendet, Barry in der Psychiatrie, aus der sie aber gerne ausbricht und Chaplin heimsucht. Die vierte Person des Stücks ist Chaplins Kammerdiener Toraichi Kono.

Im Teamtheater hat Jacoub Eisa den Abend eingerichtet. Die Bühne von Aylin Kaip ist ein possierliches Räumchen mit Jugendstil-Tapete und Fenster zum berühmten Hollywood-Schriftzug. Sofa, Tischchen, eine als Holzglobus getarnte Bar sind die zentralen Elemente. Und natürlich die intensiv genutzte Tür. Eisa hält von Anfang an Tempo und Emotionen hoch. Es geht weniger um die Tiefenschärfe der Figuren, als um das zappelige Kämpfchen um Ruhm an einem Ort, der dafür viel zu klein ist. Der hochgewachsene Sandro Kirtzel als Welles kann das kontrapunktisch ausleben, während Timo Alexander Wenzel als Chaplin und Lina Maria Bullwinkel als Joan Barry auf ihre Pointen hinarbeiten und Robert Gregor Kühn mit angenehmer Trockenheit Paroli bietet.

Slapstick, bis 1. April, Teamtheater Tankstelle, Am Einlaß 2a, Telefon 089/260 43 33, www.teamtheater.de

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