Süddeutsche Zeitung

Stille Feiertage:Rund 500 tanzen gegen das Tanzverbot an

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Vor Ostern müssen Discos geschlossen bleiben. Inzwischen sind zumindest Tanzveranstaltungen erlaubt, die sich eindeutig von christlichen Feiertagen distanzieren. Demonstranten geht auch das nicht weit genug. Ihr Protest: ein Karfreitagsrave.

Rund 500 Menschen haben nach Polizeiangaben am Donnerstag in München mit Tanz, Musik und Redebeiträgen gegen das Tanzverbot an den sogenannten Stillen Tagen protestiert. "Wir wählen Politiker und keine Kirchenvertreter", sagte Richard Meinl, Geschäftsführer von RaveStreamRadio und Veranstalter der Demonstration. An "Stillen Tagen" sind im Freistaat alle öffentlichen Unterhaltungsveranstaltungen verboten, die "dem ernsten Charakter dieser Tage nicht entsprechen", wie das bayerische Innenministerium erläutert.

Neun derartige Tage gibt es, rund um Ostern zählen der Gründonnerstag, der Karfreitag und der Karsamstag dazu. Das Bundesverfassungsgericht hatte 2016 ein generelles Verbot allerdings für unzulässig erklärt. Zumindest wenn sich Tanzveranstaltungen nun weltanschaulich eindeutig von den christlichen Feiertagen distanzieren, dürfen seitdem auch in Bayern die Veranstaltungen stattfinden. Damit kann der Bund für Geistesfreiheit München (bfg München), der die Demonstration organisiert, auch in der Nacht auf Karfreitag ein Programm mit Musik und Tanz anbieten.

Doch diese Lösung ist den Demonstranten nicht ausreichend. Mit bunten Frisuren, schwarzen lässigen Jeans und extravagantem Make-up haben sich die jungen Erwachsenen gegen das Tanzverbot gewandt. "Von der heutigen Demo erwarte ich mehr Freiheit beim Tanzen, denn das ist meine Katharsis", erzählte die 18-jährige Alicia. Zur Demonstration kamen viele junge Erwachsene, Beobachter schätzten den Altersdurchschnitt der Teilnehmer auf gerade einmal etwa 20 Jahre. "Nicht jeder in unserer Gesellschaft und vor allem in unserem Alter geht morgen in die Kirche", ergänzte die 25-jährige Sabine.

Die Demonstranten seien nicht gegen die Feiertage, sondern gegen gesetzliche Verbote, hieß es auf der Veranstaltung. Anschließend wollten die Feiernden mit Techno-Musik durch München ziehen und den Tag mit einem "Heiden-Rave" ausklingen lassen.

Musiker und Musikerinnen, darunter DJs und DJ-Kollektive, werden ab Mitternacht Raves und Partys in ganz München veranstalten. Die Vorsitzende Assunta Tammelleo forderte, die neun "Stillen Tage" samt Tanzverbot ganz abzuschaffen. "Diese Regelung ist aus der Zeit gefallen und muss endlich abgeschafft werden", sagt auch der FDP-Landtagsfraktionschef Martin Hagen.

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