Süddeutsche Zeitung

Flusssurfen an der Floßlände:15 Stunden Wellenreiten, jeden Tag

Lesezeit: 2 min

Nach jahrelangen Diskussionen hat der Stadtrat eine Lösung für alle Beteiligten gefunden. Surfer können nun bis zu 15 Stunden täglich ihrem Sport nachgehen.

Von Thomas Anlauf

Es ist der 24. Juli 1971, als ein junger Mann aus Trostberg das Flusssurfen nach München bringt. Arthur Pauli hatte bereits auf seinem Heimatflüsschen Alz erste Stehversuche unternommen, doch im Sommer vor einem halben Jahrhundert macht er sich mit seinem Bruder und einem Bekannten auf nach München. Damals bleiben die jungen Sportler noch nahezu unbeachtet, doch sie sind offiziell die ersten Wellensurfer auf einem Fluss. Und sie haben mit ihrem Ritt auf dem Ländkanal nahe der Floßlände in Thalkirchen eine Welle der Begeisterung ausgelöst, die bis heute anhält.

Jährlich lernen mehrere Hundert Surfer die Trendsportart, die Eisbachwelle ist seit vielen Jahren eine der größten Touristenattraktionen der Stadt. Jetzt soll auch das Surfen an der Floßlände nach jahrelangen Diskussionen zwischen Stadtrat, Surfern und den Stadtwerken München (SWM) langfristig als Hotspot für angehende Wellenreiter gesichert werden.

Das Problem an der Floßlände waren in der Vergangenheit die unterschiedlichen Interessen der Akteure. Da sind die Stadtwerke, die am Isarwerk I möglichst viel Ökostrom produzieren wollen und dafür Wasser entnehmen. Das hatte in der Vergangenheit zur Folge, dass sowohl die Surfwelle zusammenbrach, aber auch die zahlreichen Kanufahrer, die dort ihre Vereinsheime haben, fast auf dem Trockenen saßen. Auch die Flößer, die vor der Pandemie im Sommer aus Wolfratshausen kamen, brauchten besondere Wasserverhältnisse. Coronabedingt fielen die Floßfahrten in den vergangenen zwei Jahren jedoch komplett ins Wasser.

Das Referat für Klima- und Umweltschutz hat nun gemeinsam mit den Interessengruppen und anderen Referaten eine Lösung gefunden, mit der die Stadtwerke genügend Wasser ableiten und Surfer, Kanuten und auch Flößer den Kanal nutzen können. Auch die Fragen zum Umwelt- und Naturschutz sind offenbar geklärt.

Von Mai an können die Surfer statt bislang maximal fünfeinhalb Stunden täglich bis zu 15 Stunden lang ihrem Sport nachgehen. "Uns ist nun die Quadratur des Kreises gelungen und ich bin froh, dass wir mit dieser Entscheidung eine zukunftsfähige Lösung gefunden haben", sagt die Referentin für Klima- und Umweltschutz, Christine Kugler. "Im Prinzip kann es morgen losgehen."

Noch gibt es ein paar bürokratische Hürden

Noch gibt es allerdings einige Hürden: Da es in der Floßlände Einbauten gibt, um die Surfwelle zu stabilisieren, braucht es dort im Gegensatz zur Eisbachwelle eine wasserrechtliche Genehmigung. Das bedeutet: Es gibt eine Sicherungspflicht für die Nutzer. "Voraussetzung ist, dass die Surfer einen Vertrag mit der Stadt abschließen, um die haftungsrechtlichen Probleme zu klären", sagt Grünen-Stadtrat Florian Schönemann. "Dabei wird die Stadt der Interessengemeinschaft der Surfer mit Rat und Tat zur Seite stehen."

Die Mitglieder des Klima- und Umweltausschusses stellten sich einstimmig hinter das Konzept von Referentin Kugler. SPD-Stadtrat Lars Mentrup freut sich insbesondere, dass es nun gelungen sei, die Wassermenge für Surfer und Kanuten stabil zu halten und dass die Stadtwerke trotzdem nachts genügend Wasser zur Stromerzeugung haben.

Auch die CSU-Fraktion ist zufrieden. Schließlich sei nun ein CSU-Antrag aufgegriffen worden, der die Ausweitung der Wassersportzeiten zum Ziel hatte. "Die Zahl der surfbegeisterten Sportlerinnen und Sportler steigt in allen Generationen stetig an", sagt die sportpolitische Sprecherin der CSU-Fraktion Ulrike Grimm. Durch die nahezu Verdreifachung der täglichen Surfzeiten an der Floßlände "werden längere Wartezeiten für die Surferinnen und Surfer künftig hoffentlich vermieden".

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5561901
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.