Süddeutsche Zeitung

München:Die Stadtsparkasse verspielt das Vertrauen ihrer Kunden

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Die Bank hätte einen anderen Weg in schweren Zeiten finden müssen, als die Menschen zu enttäuschen, die ihr über viele Jahre Geld anvertraut haben.

Kommentar von Pia Ratzesberger

Eine Bank wie die Stadtsparkasse München verdient mit ihrem klassischen Geschäft immer weniger Geld - und muss deshalb vieles verändern, das ist völlig klar. Sie darf ihren Kundinnen und Kunden dabei einiges zumuten, und sie muss das sogar. Eine Bank darf in solchen Zeiten zum Beispiel Geld für Leistungen verlangen, die früher umsonst waren. Etwa Gebühren für ein Konto.

Sie darf auch Negativzinsen, die sie selbst bezahlen muss, an andere weitergeben. Bei manchen Firmenkunden handhabt die Bank das heute schon so. Doch jetzt die Prämiensparverträge von Tausenden Kunden zu kündigen, ist ein Fehler. Damit verspielt die Stadtsparkasse den großen Trumpf, den sie im Gegensatz zu anderen, größeren Banken noch immer hat: das Vertrauen ihrer Sparerinnen und Sparer.

Wenn eine Bank Gebühren für ein Konto einführt oder Negativzinsen für Firmenkunden, steht es dem Kunden frei zu entscheiden, ob er bei dieser Bank bleiben möchte. Es geht um eine Entscheidung für die Zukunft. Bei den Prämiensparverträgen allerdings geht es um Entscheidungen in der Vergangenheit. Es geht um Geld, auf das sich die Sparerinnen und Sparer verlassen haben, um Prämien, mit denen sie die kommenden Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte ihres Lebens geplant haben. Die Bank hätte einen anderen Weg finden müssen, um durch die schweren Zeiten der niedrigen Zinsen zu kommen, als ihre Kundschaft zu enttäuschen, die über mindestens 15 Jahre lang der Stadtsparkasse ihr Geld anvertraut hat.

Zwar hat die Bank relativ früh begonnen, die Menschen zu informieren und mit ihnen über Alternativen zu sprechen. Aber eine Alternative mit so hohen Zuschüssen wie in den Prämiensparverträgen wird niemand mehr bekommen. Das hat selbstverständlich einen Grund, die Banken könnten sich solche neuen Verträge nicht leisten.

Trotzdem müssen sie ihre Versprechen einhalten, und wer einen unbefristeten Vertrag versprochen hat, darf diesen nicht plötzlich aufkündigen - vor allem, wenn es womöglich um die Altersvorsorge von Tausenden Menschen geht. Wer jetzt seinen Vertrag verliert, verliert nicht nur einen Haufen Geld, sondern auch das Vertrauen in neue Sparverträge. Und in seine Bank.

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Quelle:
SZ vom 26.09.2019
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