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Festival "Sound of Munich Now":Politik und Party

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Zugabe zum Festival: Alle zwei Wochen wird ein Video vom "Sound of Munich Now" veröffentlicht. Kokonelle ist Rapperin und Aktivistin - und manchmal lässt sie das Publikum wild springen.

Von Michael Bremmer

Auf das Signal haben sie am Bühnenrand nur gewartet. Es ist der letzte Song von Kokonelle an diesem "Sound of Munich Now"-Abend, ein Partysong, "Move", weil er von den Beats zum Tanzen anregt. Und nun soll gesprungen werden, getanzt, alle gemeinsam, wenn Kharis Ikoko, wie die Musikerin heißt, "Jump" singt. "Are you ready, Sound of Munich?", fragt die Rapperin ein letztes Mal - und schon stürmen Gündalein und ESC Rilla die Bühne, ebenfalls Musikerinnen und Musiker des Festivals. Sie springen in die Höhe, im Rhythmus heben und senken sich die Arme, auf der Bühne, im Publikum. So schön.

Aufgewachsen ist Kokonelle im Kongo, musikalisch geprägt wurde sie von kongolesischer, kirchlicher Musik und Gospelmusik. Heute vermischt sie in ihren Songs Hip-Hop, Afropop und Soul. Es ist ihr dabei wichtig, ihr Songwriting mit musikalischem Aktivismus zu vermengen. Der Tod des Afroamerikaners George Floyd bewegte sie 2020 dazu, ihren ersten eigenen Text zu schreiben. Ihr Entschluss damals: "Ich möchte aktivistisch sein, ich möchte etwas machen, ich möchte etwas verändern und es mir nicht nur vornehmen", sagte sie im vergangenen Jahr der SZ. Und seitdem bringt sie immer wieder Songs über schwarze Perspektiven, politische und gesellschaftskritische Themen auf die Bühne - auch beim Festival "Sound of Munich Now".

Wegen der Corona-Pandemie hat "Sound of Munich Now" eine Pause gemacht und sich in ein erfolgreiches Digitalfestival verwandelt. Im Herbst 2023 ist das Live-Festival wiederbelebt worden - genauer gesagt wurden die beiden Arten des Festivals miteinander verbunden, denn auf Videos wollten die Veranstalter nicht mehr verzichten. Dank der Unterstützung vom Kulturreferat der Stadt München und dem Jugendkulturwerk ist auch bei der Show im November wieder die Videocrew Ideal Entertainment im Einsatz, mit sechs Kameras werden die Auftritte der 20 Bands gefilmt. Ein Song wird jeweils ausgewählt, bearbeitet, gemastert - alle zwei, drei Wochen wird fortan ein Video ausgespielt.

Natürlich lässt sich auf einem Video nur erahnen, wie die Stimmung wirklich war in der Halle. "Everybody move", singt Kokonelle. Man sieht die Schweißtropfen auf ihrer Stirn. "Jump, Jump", schreit sie in die Menge. Der Rapper ESC Rilla neben ihr reißt seinen linken Arm nach oben, Rap-Kollegin Gündalein dreht sich, die Menschen im Publikum springen. Tanzen. Und klatschen, als sich Kokonelle nach diesem Song verneigt.

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