Süddeutsche Zeitung

Diskussion:"Haben Träume, brauchen Räume"

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Bei einem Gespräch vor dem "Sound of Munich Now Electronica" klagen Partyveranstalter und DJs über den größten Mangel in München.

Von Max Fluder

"Wir haben es dem Raumproblem zu verdanken, dass wir überhaupt existieren", sagt Anna Do. Sie ist Mitglied bei Bushbash, einem Kollektiv, das auch mal unangemeldete Partys veranstaltet. Sie wirkt auch bei der Agnesbar mit, einem Ort der Subkultur in München. Kollektive feiern oft in verlassenen Hallen, unter Brücken oder im Wald.

Zusammen mit den beiden DJs Lily Felixberger vom Wut-Kollektiv und Bene Getz, Resident-DJ und Booker im Bahnwärter Thiel, sowie Peter Fleming vom Harry Klein sitzt sie am Freitagabend vor dem "Sound of Munich Now Electronica" in der Bar des Feierwerks und diskutiert über die elektronische Szene in der Stadt. Alessa Patzer von der Fachstelle Pop moderiert den Abend.

Ein Themenkomplex nimmt den Großteil der Veranstaltung ein: der Raummangel in München und die Not einiger Veranstalter, deswegen unangemeldete Partys veranstalten zu müssen. Weiter an Relevanz gewonnen hat das Thema auch durch einen Todesfall auf einer illegalen Party im vergangenen Mai. Dass es nicht genügend erschwingliche Orte für junge Veranstalter gibt, ist allen Menschen auf dem Podium klar. Wie sich jetzt aber der "Reiz der Illegalität", wie Bene es nennt, auf die Partys auswirkt, bleibt offen.

"Musik ist in dieser Stadt unterrepräsentiert", sagt Lily noch bevor die Diskussion überhaupt angefangen hat. Sie sagt diesen Satz im Gespräch, beinahe schon beiläufig. Aber wie kann man jungen Veranstaltern und Kollektiven nun die Chance geben, sich auszuprobieren? Peter Fleming vom Harry Klein verweist auf den Kollektivtag im Harry Klein, den Donnerstag. Kein guter Tag wie Freitag oder Samstag, aber Lily zufolge könne man sich dennoch hocharbeiten.

Anna von Bushbash hat einen anderen Einsatz. "Ich denke, dass es die Räume gibt", sagt sie, die Stadt müsse sie nur zugänglich machen und Zwischennutzungen nicht immer an die gleichen Leute vergeben. Unterstützung von der Politik also: Das Vorbild ist Berlin, wo unter anderem die Handelskammer jungen Veranstaltern hilft. Das Publikum ergänzt und fragt nach. David Süß vom Harry Klein kommt zweimal zu Wort, erläutert das Berliner Konzept genauer.

Auf dem Podium herrscht wenig Dissens. Lily bringt noch ein, dass Frauen und queere Personen zu wenig in der Szene repräsentiert seien. Gegen Ende der Veranstaltung kommt das Thema Sicherheit auf: Wie kann man nachts dafür sorgen, dass alle sicher sind, niemand belästigt wird. Oder Schlimmeres.

Versuchte man den Abend auf einen Satz zu münzen, käme er von Anna. "Jede Party ist politisch." Während der Veranstaltung macht ein Mitglied von Bushbash eine Instagram-Story mit Bildern der Diskutanten. Er fügt einen Schriftzug hinzu, weiß auf schwarz. "Haben Träume, brauchen Räume."

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Quelle:
SZ vom 11.11.2019
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